Disclaimer: Teil
1 Anmerkung der Übersetzerin: Ich hätte gern Feedback, damit ich weiß, ob
es sich lohnt, einen weiteren Encounter zu übersetzen und hoffe, dass ich meine
Arbeit annähernd so gut gemacht habe, wie Finonomene.
Copyright © 2003 Jany
Turkish Encounter
By
Anne Azel
a_azel@hotmail.com
Übersetzung von jany
Teil 4 Vor dem Mittagessen zog Jamie sich an und nahm vorsichtig den Weg
die Stufen hinunter. Ihr Knie pulsierte immer noch schmerzhaft, aber sie wollte
die Zeit, die ihr noch mit Chrissy blieb, nicht vergeuden. Es war keine bewusste
Entscheidung, sondern ein langsames Realisieren gewesen, das ihr sagte, dass sie
am Ende ihres Urlaubs ohne Chrissy nach Amerika zurückkehren musste. Eine
bewusste Entscheidung hätte bedeuten, der Realität ins Auge zu sehen, welche
Chrissy und Gunnul keine dauerhaften Bestandteile ihres Lebens werden ließ. Doch
dafür war sie im Moment nicht tapfer genug. Sie trat auf den Patio und sah
den Sandweg hinauf. Von unterhalb des Kiefernwaldes führte eine in ein staubiges
Blau gekleidete bäuerliche Frau einen grauen Esel, auf dem zwei türkische Kinder
ritten. Die drei plauderten und lachten glücklich, während sie den steilen Weg
nach oben gingen. Jamie wünschte sich eine Kamera. Es war ein wirklicher
Kodak Moment. Dann realisierte sie geschockt, dass das größere Kind, welches auf
dem Rücken des Tieres ritt, ihre Tochter und die bäuerliche Frau Gunnul war!
‚Mein Gott! Ich habe sie nicht erkannt! Ich bin so anders als sie. Ich gehöre
nicht in das Leben meiner eigenen Tochter!' Gunnul fühlte sie durch einen
Schmerz in ihrem Herzen. Dann sah sie auf, um die Verzweiflung auf dem Gesicht
ihrer Geliebten zu sehen. "Mädchen, bringt den Esel in den Stall und putzt und
füttern ihn. Wenn eure Arbeiten gemacht sind, könnt ihr zwei mit Shantu zu
Fabinas Zelt zurückkehren. Ich muss nach etwas sehen", ordnete Gunnul an und
ging. Jamie war zurück in Gunnuls schönes Büro gehinkt. Sie sah sich um. Ihr
Blick fiel auf untertriebenen Reichtum und sie merkte, dass sogar die
europäische Seite ihrer Geliebten ganz anders war, als ihre eigene. Da gab es
keine Gemeinsamkeit. "Jamie?" fragte Gunnul, während sie hinter Jamie trat
und ihre Hände auf die Schultern der zierlichen Frau legte. Jamie legte ein
Hand auf die ihrer Geliebten. "Es ist okay Gunnul, ich habe nur gerade gemerkt,
dass ich bald gehen muss." "Gehen?!" kam die erschrockene Antwort. "Ja,
nächste Woche", antwortete Jamie. "Mein Urlaub ist fast vorbei." Dann, nicht in
der Lage innezuhalten, drehte sie sich zu ihrer Geliebten um und umarmte sie
fest. "Ich liebe euch beide so sehr! Du kümmerst dich um Chrissy, hörst du!
Bitte! Oh Gott!", schluchzte sie. Gunnul zu durcheinander, um zu antworten, nahm
sie in eine starke, tiefe Umarmung und wünschte sich, nie mehr loslassen zu
müssen. "Shhh, nicht weinen Jamie. Ich muss dich an einen geheimen Ort
mitnehmen. Komm bitte", flüsterte Gunnul nach einer Weile in Jamies Haar. Ihre
Stimme klang betont fest. Jamie nickte und wischte sich mit der Hand die
Tränen aus den Augen. Gunnul ließ von ihr ab und holte ihr ein Taschentuch vom
Schreibtisch. "Danke", schnüffelte Jamie daran denkend, nicht ihre Nase zu
putzen, da dies in der Türkei als sehr unhöflich betrachtet wurde, wenn man es
in der Öffentlichkeit tat. "Ich bin okay. Entschuldige, ich scheine immer auf
deine Schulter zu weinen", krächzte die kleine Amerikanerin. "Ich verstehe,
aber es stört mich nicht", versicherte ihr Gunnul mit einem intensiv besorgten
Blick. Jamie lachte und sah Gunnul mit liebevollen Augen an, "Doch, tut es!
Ich kann immer sagen, wann du durcheinander bist, weil sich dein Englisch
verschlechtert." Gunnul wurde rot und machte einen Schmollmund. "Es tut
nicht, ich denke", sagte sie und lachte mit Jamie, als sie merkte, dass es sich
als wahr bewiesen hatte. "Komm, da ist etwas sehr Wichtiges, das ich dir zeigen
muss." Gunnul nahm Jamies Krücke und legte sie auf den Schreibtisch. Sie bot
Jamie stattdessen ihren Arm an. Für eine Sekunde zögerte Jamie, bevor sie
feststellte, dass es nett wäre ohne sie zu gehen, besonders da sie sich an
Gunnul lehnen konnte. "Ich könnte anfangen es zu mögen", kicherte sie und hinkte
nervös an Gunnuls Seite. "Ich tu es bereits", bemerkte die Türkin ernst und
drückte mit ihrer anderen Hand Jamies, die auf ihrem Arm ruhte. Sie gingen leise
durch den Garten, Gunnul stellte ihren Schritt automatisch auf den ihrer
gelähmten Seelengefährtin ein. An dem verriegelten Tor legte Gunnul Jamies Hand
auf den schmiedeeisernen Zaun, während sie das schwere Schloss entfernte, dann
hob sie Jamie hoch und trug sie durch das überwachsene Gelände bis sie zum Grab
kamen. Dort setzte sie Jamies Füße wieder auf den Boden, blieb aber als Stütze
hinter ihr stehen und legte ihre Arme lose um Jamies Taille. Jamie streckte
ihre Hand aus und berührte den alten Stein. "Das ist sie!" rief sie und sah dann
zu Gunnul hinauf. "Das sind wir!" "Ja, ich fühle es auch, aber sieh dir die
Namen an. Das können nicht die richtigen sein." Jamie hüpfte einen Schritt vor
und folgte mit ihren Fingern der Beschriftung. "Kristinia Thanasis, Gunnul, das
ist der Name, den du hattest, als wir uns im Amazonas trafen. Aber das macht
keinen Sinn! Das ist jetzt! Und wir sind nicht dort, wir sind hier! Und dies
sind nicht unsere richtigen Namen! Gunnul was geht hier vor?!" Gunnul
schüttelte ihren Kopf, "Ich weiß es nicht. Fühlst du die Energie, wenn du den
Stein berührst?" Jamie nickte. "Es ist als ob wir eine Nachricht verstehen
sollen, aber ich kann es nicht! Verstehst du sie, Jamie?" "Nein, zumindest
noch nicht", seufzte Jamie und fuhr sich mit den Fingern durch ihr Haar. "Ich
denke, dass wir trotzdem diese Leute sind", meinte die Amerikanerin. "Es ist als
ob da eine Verbindung besteht... ein subtiles Bewusstsein ... fühlst du
es?" Gunnul schüttelte frustriert den Kopf und zog ihre Augenbraue hoch: "Ich
denke schon, aber ich bin nicht sicher, ob das, was ich fühle, real ist. Leben
wir in verschiedenen Dimensionen und wissen irgendwie von einander? Ich verstehe
das nicht." Jamie nickte. Es verging einige Zeit, bevor sie den verwirrten
Garten verließen und das Tor wieder verriegelten. *********** Gunnul
hatte noch eine andere Überraschung, die auf Jamie wartete, als sie
zurückkehrten. Sie führte sie zur Rückseite der Villa in das private türkische
Dampfbad, das sie hatte vorbereiten lassen. Sie zogen sich aus und wickelten
sich in weiche, weiße Handtücher, um im mit Zederholz ausgekleideten Dampfbad zu
sitzen. Als es ihnen zu warm wurde, gingen sie hinaus und stiegen in das aus
griechischem Mosaik gefertigte Becken kalten Wassers. Danach kehrten sie in das
heiße Zimmer zurück. Nachdem sie sich dann entspannt hatten, half Gunnul Jamie
in ein Seitenzimmer, wo eine Frau darauf wartete sie zu massieren. Ihre nackten
Körper waren mit Seifenschaum bedeckt und sie wurden mit einem groben Schwamm
gewaschen, um den Schmutz und abgestorbene Haut zu entfernen. Dann wurde warmes
nach Parfum riechendes Wasser über sie gegossen und noch mehr Seifenlauge auf
ihren Körpern aufgetragen, so dass sie noch einmal mit einem Schwamm und süß
riechenden Kräutern und Gewürzen gewaschen werden konnten. Einmal mit heißem
Wasser abgespült, wurden sie mit warmen Ölen massiert, bis jeder Knochen und
Muskel in ihren Körpern entspannt und ausgeruht war. Wieder in weiche
Handtüchern gewickelt, gingen sie in ein anderes Zimmer, um sich auf gepolsterte
Bänke zu legen, um Datteln, Käse, Brot, Nüsse und Obst zu essen und Kaffee zu
trinken. Gunnul erklärte, dass die Bäder für Frauen traditionell den Tag
beendeten. Sie waren in den alten Zeiten eine der wenigen Orte gewesen, wo eine
Frau hingehen konnte, ohne von einem Mann begleitet zu werden. Sie nahmen
Picknickkörbe und Musikinstrumente mit und verbrachten den Tag mit Reden und
Handeln. Sehr zu Jamies Freude zog Gunnul, nachdem sie gegessen hatten, ein
gitarrenähnliches Instrument heraus und sang mit schöner melodischer Stimme
türkische Volkslieder für sie. Nachdem die stillen Diener abgeräumt hatten,
liebten sie sich und verschliefen den Nachmittag in den Armen der
Anderen. Jamie wachte auf, um in Gunnuls bemerkenswert blaue Augen zu sehen,
welche auf sie hinunter blickten. Gunnul hatte sie sanft wach geküsst. "Hmmm,
das ist die einzige Art, mich zu wecken", murmelte Jamie und Gunnul eroberte
wieder ihre Lippen, auf denen sie die Leidenschaft noch immer schmecken konnte.
"Chrissy wird sich fragen, wo wir sind", protestierte die zierliche Frau
schwach. "Chrissy weiß, wo wir sind", antwortete Gunnul. "Den heutigen Tag
und diese Nacht wird sie bei einer Freundin zu Hause verbringen. Fabina ist mit
den Ziegenherden der Familie in den Bergen gewesen, aber jetzt sind sie
zurückgekehrt. An diesem Morgen haben sie ihre Ziegenhaarzelte in niedrigeren
Weidegebieten aufgestellt. Shantu beaufsichtigt sie", erklärte Gunnul. "Sie
zelten, was für ein Spaß! Ich habe das auch getan, als ich ein Kind war",
lächelte Jamie und freute sich für Chrissy. Gunnul lachte: "Nein, sie zelten
nicht. Fabinas Familie lebt auf diese Art. Sie sind nomadische Landwirte.
Morgen, wenn wir Chrissy abholen, hast du die Chance zu sehen wie sie leben",
erklärte Gunnul. Jamie sah Gunnul lange an. "Du bist Millionen wert, oder?"
fragte sie unverblümt. Gunnul runzelte die Stirn, nickte aber. "Und Chrissy ist
dein einziger Erbe?" Gunnul fühlte, wie sich Furcht in ihr Herz schlich. Hatte
sie Jamie nach all dem falsch eingeschätzt? Aber sie nickte wieder. "Und du
lässt sie mit der Tochter eines nomadischen Hirten spielen!" lächelte Jamie und
schüttelte ungläubig ihren Kopf. Gunnul verteidigte sich: "Ich bin keine
schlechte Mutter, Jamie. Sie sind gute Moslems und Shantu oder ich gehen immer
mit, um Chrissy zu beaufsichtigen, wie es sich gehört." Jamie brach in Gelächter
aus. "Was ist daran so lustig?!", fragte Gunnul ärgerlich. "Du. Du bist so
wunderbar süß! Ich liebe dich, Gunnul", sagte sie und wickelte sich um den
Körper ihrer Geliebten. "Ich denke, dass es wundervoll ist, dass deine Art vom
Reichtum unberührt ist und du unserer Tochter beigebracht hast, genauso zu
sein." "Fabinas Familie sind gute Leute. Sie können nichts dafür, dass Allah
sie landlos machte", bemerkte Gunnul ernst, wie es ihre Art war. Jamie
nickte: "In deinem Büro heute Morgen... ich war durcheinander, weil ich mich,
nachdem ich dich in traditioneller Kleidung sah, dir gegenüber so fremd gefühlt
habe. Eine Fremde, die nicht in die Welt meines Kindes oder meiner Geliebten
gehörte. Ich… Ich… bin in dein Büro gegangen und habe all den Reichtum des Raums
gesehen und gedacht, dass ich nicht einmal zu deiner europäischen Seite passe.
Gunnul, ich lebe auf Mittelstandsverhältnissen in einer Wohnung, kleiner als das
Schlafzimmer, das ich jetzt benutze! Ich fühle mich nur etwas besser, wenn ich
weiß, dass Chrissy nicht sieht, dass jene Unterschiede wichtig sind", gestand
Jamie. Gunnul runzelte die Stirn, "Ist es mein Reichtum, der uns trennt,
Jamie?" fragte sie. Jamie versteifte sich und rollte sie auf den Rücken.
"Nein, Gunnul, es sind meine Ängste. Das Problem ist in mir. Ein Teil meiner
Emotionen, der nicht gerade sehr gut heilt", erklärte Jamie und drehte ihren
Kopf, um in Gunnuls traurigen Augen zu sehen. Gunnul schluckte und
betrachtete beunruhigt einen Streifen des Handtuchs. "Manchmal bin ich auch
unsicher im Bezug auf deine Absichten. Das stammt auch von meinen schlechten
Erfahrungen in meiner Vergangenheit", gestand Gunnul. "Es würde nicht
funktionieren Gunnul. Eine Beziehung ist schon schwer genug aufrecht zu halten,
wenn man sie ohne mangelndes Vertrauen beginnt. Ich will nicht noch einen Fehler
machen." Gunnul nickte traurig und schluckte "Würdest du heute Abend gerne
zum Essen ausgehen, Jamie?" fragte sie. Jamie akzeptierte die Änderung des
Themas. "Das würde ich sehr gern!" flüsterte sie und schmiegte sich wieder an
ihre Geliebte. Sie fuhren in ein nobles Hotel, von dem aus man auf das
Mittelmeer sehen konnte und aßen unter den Sternen, umgeben von den blühenden
Gärten von Bougainvillea, welche durch das Meer reflektiert wurden. Danach
mieteten sie ein lokales Bootstaxi für eine Mondlichtkreuzfahrt dorthin, wo der
Fluss von Antalya über den Kalksteinsteilhang floss und in einem weißen Schleier
in das darunterliegende mondbeschienene Meer stürzte. Es war ein wunderbarer,
magischer Abend und Jamie wusste, dass sie ihn für immer in ihrem Herzen
behalten würde. *********** Am nächsten Morgen erwachte Jamie und stellte
fest, dass Gunnul schon auf war. "Morgen, meine Kriegerin", murmelte sie und
wurde mit einem Kuss belohnt. Gunnul sah ernst und besorgt aus. "Jamie, ich
habe dir eine Gallabeeya, eine Robe, gekauft. Du musst sie nicht tragen…"
"Wo ist sie?" schnitt ihr die aufgeregte Amerikanerin sich eifrig umsehend
das Wort ab. Gunnul stand auf und sah erleichtert, aber immer noch nervös
aus. Jamie neigte ihren Kopf, als sie auf der Kante des Betts saß und sah
erwartungsvoll ihre Geliebte an. "Wir fahren heute nach Konya. Es ist eine
sehr religiöse Stadt. Chrissy und ich tragen traditionelle Kleider. Wenn du dich
darin wohl fühlst, kannst du das auch tun. Aber du musst es nicht tun. Du weißt,
dass Chrissy und ich auch mit deiner europäischen Art einverstanden sind",
erklärte Gunnul auf ihre ernste Weise und brachte Jamie zum Lachen. Gunnul
sah überrascht und dann verwirrt aus. "Gunnul", lachte Jamie leise, "du bist so
entzückend, wenn du versuchst, diplomatisch zu sein. Dies ist dein Land und ich
will mich deiner Kultur anpassen. Wenn du und Chrissy mich in Amerika besuchen
kommt, erwarte ich, dass du dich an meine Kultur anpasst, okay?" Gunnuls
Antwort war ein Luftsprung, der eine überraschte Jamie sich mit dem Rücken auf
dem Bett und einer ekstatischen Türkin an ihrer Seite wiederfinden ließ. Jamie
sah hoch um blaue Augen wie Diamanten funkeln zu sehen: "Ja Jamie! Wir können
dich besuchen kommen! Ja?" Jamies Herz lief vor Liebe zu dieser
bemerkenswerten Frau über. "So oft du willst, meine Liebe. Du und Chrissy, ihr
werdet immer in meinem Haus willkommen sein", versicherte Jamie, während sie
ihre Arme um die große Frau legte um sie zu umarmen. "Und nun zeig mir mein
neues Outfit, sonst kommen wir hier nie weg!" Gunnul küsste Jamies Stirn, zog
sie in eine sitzende Position und trabte glücklich davon, um mit einem Paket
zurückzukehren. Sie nahm eine dunkelgrüne Robe mit zarten Stickereien an den
Ärmeln heraus. Die Farbe war genau die Gleichen, wie die von Jamies Augen. "Oh
Gunnul! Ich liebe es!" sagte Jamie begeistert und stieg aus dem Bett zu ihrer
Geliebten und hielt sich zur Unterstützung an ihr fest, als sie in das Kleid
schlüpfte. Gunnul stand mit verwundertem Blick da und starrte auf sie herunter.
"Gut so?" fragte Jamie, die sich durch die Stille etwas unsicher
fühlte. Gunnul schüttelte sich selbst aus ihrer Trance und lächelte: "Du bist
so schön Jamie! Du nimmst mir den Atem!" Jamie legte ihre Arme um Gunnuls Hals
und küsste sie. "Danke für alles", sagte sie aus ganzem Herzen. Kurze Zeit
später holperten zwei sehr traditionell gekleidete Frauen über das Futter in
Gunnuls Landrover. Sie hielten vor drei schwarzen Zelten, um zwei aufgeregte
Kinder hinauslaufen zu sehen. Chrissy umarmte Jamie und lief dann zu Gunnul, um
diese zu umarmen, als sie um die Vorderseite des Jeeps herum kam. Dann lief sie
zurück, um Jamies Hand zu nehmen und sie zu dem schüchternen Mädchen hinüber zu
führen, welches ein Stück entfernt wartete. "Mom, das ist meine beste Freundin
auf der ganzen Welt, Fabina." Dann sprach sie in raschem Türkisch zu dem
hübschen Mädchen. Fabina lächelte und bedeutete ihnen mit einer großzügigen
Armbewegung in das Zelt einzutreten. "Du siehst nett aus, Mom", flüsterte
Chrissy leise, als sie hineingingen. "Ich habe Mommy geholfen es für dich
auszuwählen", fügte sie stolz hinzu. Jamie umarmte sie und lächelte Gunnul
liebevoll an, welche ihr öffentliches, emotionsloses Gesicht aufgesetzt hatte.
Im Zelt wurden sie von Shantu und Fabinas Mutter mit Kölnischwasser und frisch
gekochtem morgendlichen Tee begrüßte. Die Männer, so erklärten sie, hatten die
Ziegen schon zum Grasen gebracht. Die Frauen servierten geschnittenen Gurken,
weißen Käse, Oliven und Pitabrot. Zu Jamies Überraschung rollte sich Fabina
unter Gunnuls Arm zusammen, sobald die ruhige Kriegerin sich gesetzt hatte.
Gunnul umarmte sie fest und küsste ihr dunkles Haar. Chrissy saß neben Jamie und
hielt stolz ihre Hand. Sie sprachen während des Frühstücks leise über das
Sommerweideland in den hohen Hügeln. Chrissy übersetzte und erklärte leise, dass
Fabina Shantus Nichte war. Jamie war vom Inneren des Zeltes fasziniert. Von
außen waren sie schwere, schwarze Bauten, die an verschiedenen Stellen durch
Stangen gestützt und mit groben Hanfseilen am Boden befestigt wurden. Drinnen
teilten niedrige Plattformen das Zelt in Schlafplätze und Lager. Die Bänke und
der Boden waren durch dicke, handgemachte Teppiche mit schönen, farbigen Mustern
bedeckt. Jamie bemerkte, dass sie in Amerika eine Menge Geld einbringen würden.
Ein Messingölofen lieferte Wärme und eine Kochfläche und in der Ecke stand eine
komplizierte Wasserpfeife. Es war ein einfacher, aber eleganter
Lebensstil. Chrissy erklärte, dass die Plattformen, die dem Raum das Aussehen
eines traditionellen türkischen Wohnsitzes gaben, Sofa genannt wurden. Der
Europäer hatte die türkischen Bräuche genommen und die Idee zu den langen,
freistehenden Sitzen entwickelt, denen sie denselben Namen gaben. Sie zeigte ihr
auch die verschiedenen Muster, die auf den Teppichen wie 'dem Baum des Lebens'
verwendet wurden. Auf Gunnuls ernste Art zeigte Chrissy Jamie, wie die Teppiche
in der Türkei doppelt verknotet wurden und erklärte, dass ein Teppich je nach
Qualität fünfzig bis achtzig Knoten je Quadratzoll haben würde. Sie zeigte
Jamie, dass das Muster auf einem guten Teppich auf der Rückseite genauso sauber
gearbeitet war, wie vorn. Dann nahm sie den Seidenteppich, der das Herzstück des
schönen Zeltzimmers war und bewegte ihn, um Jamie zu zeigen, wie der Schatten
des Teppichs sich von der Richtung, aus der man ihn ansah abhängig, änderte. Von
einem Ende war der Teppich matt pastell und vom anderen hatte er eine dunkle,
reiche Farbe. Jamie war fasziniert, als Fabinas Mutter sie schüchtern nach
draußen zu einem kleinen Anbau brachte, in dem ihr großer Teppichwebstuhl
untergebracht war und ihr einen Teppich zeigte, an den sie gerade webte. Ihre
Hände bewegten sich so schnell, dass Jamie die Bewegungen nicht einmal sehen
konnte! "Es ist erstaunlich!", sagte Jamie zu Gunnul, die still neben sie
getreten war und jetzt ihre Hand hielt. Es hatte Jamie etwas Zeit gekostet, sich
daran zu gewöhnen, dass es erlaubt war in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.
Aber sie mochte es sehr, Gunnul berühren zu können, wenn sie wollte. Sie wusste,
dass ihre gefühlsmäßig unsichere Geliebte den beruhigenden Kontakt
brauchte. "Es gibt drei Arten von Materialien bei persischen Teppichen",
erklärte Gunnul, "Der niedrigste Grad ist auf Baumwollstringern verknotete
Wolle. Dann gibt es noch Wolle auf Wolle und Seide auf Seide. Nur die
Meisterweber, wie Fabinas Mutter arbeiten in Seide auf Seide. Es ist sehr
schwierig. Es dauert etwa neun Monate, um einen 4 x 6 Fuß großen Teppich zu
beenden. Wenn ein Fehler gemacht wird, kann er nicht repariert werden. Damit
dieser schreckliche Fehler keine Schande über den Weber und seine Familie
bringt, wird der Teppich verbrannt und die ganze Arbeit war umsonst. Deshalb
arbeiten nur die besten Weber in Seide. Sowohl Fabina als auch Chrissy haben
gelernt, Teppiche in Wolle zu bearbeiten. Sie arbeiten an einfachen Mustern.
Aber die Seidenmeister brauchen keine Muster, auch nicht um die komplexeste
Arbeit zu vollbringen." Kurze Zeit später, saßen die drei Dedemans in ihrem
Landrover und winkten zum Abschied. "Fabina und ihre Familie sind sehr nett,
Chrissy. Ich bin froh, dass ich sie kennen lernen konnte." "Sie mochten dich
auch, Mom. Fabina hat gesagt, dass du dich nicht ein bisschen wie eine Touristin
benimmst", sagte sie stolz und Jamie lachte. "Und sie hat gesagt, dass dein Haar
golden ist und der Familie Glück bringen würde. Nicht wie meine andere Mom, die
sie für wunderbar halten. Aber sie müssen immer noch zusätzliche Talismane
aufhängen, wenn sie kommt, um das böse Auge abzuwehren." Jamie war im Begriff
etwas zu erwidern, aber Chrissy und Gunnul brachen in stürmisches Gelächter aus.
Sie fanden die Situation von Gunnuls bemerkenswerten Augen eindeutig sehr
lustig. Gunnul sprach auf Türkisch zu Chrissy, die sich daraufhin
hinüberlehnte und etwas aus dem Handschuhfach nahm. Es war eine dünne, blaue
Seidenschnur an der ein blaues Glasmedaillon hing. Das Zentrum des Medaillons
war schwarz und stellte ein stilvolles Auge dar. Am Ende der Schnur war eine
kleine Messingglocke. Chrissy lehnte sich zu Jamie und band sie an ihrem Gürtel
fest. "Dies ist die Art von Amulett, die du überall in der Türkei siehst. Sie
sollen das böse Auge abwehren. Mom sagte, dass du es tragen solltest, um dich
vor ihrem gefährlichen, starren Blick zu schützen." Jamie sah auf und fing
Gunnuls Augen im Spiegel. Gunnul wackelte aufreizend mit einer Augenbraue und
Jamie wurde rot. "Ich denke, das ist eine gute Idee!" stimmte sie zu, als sie
auf das gute Autobahnsystem der Türkei fuhren, über welches sie in Richtung
Heimat gelangen würden. *********** Mitte des Morgens hielten sie im
historischen Teil von Perge. Jamie fand die veränderlichen Farben und die Muster
der Marmorspalten hier wirklich schön. Einst war ein Becken mit Wasser, von
Bäumen überhangen und von Blumen gesäumt die Hauptstraße entlang verlaufen, um
den müden Reisenden abzukühlen. Und vor den Läden hatte es einen bedeckten
Seitengang mit Mosaikfliesen gegeben. Gunnul zeigte Jamie die beeindruckenden
öffentlichen Dampfbäder mit Räumen von veränderbarer Temperatur, die alle durch
unterirdische, Dampf führende Röhren kontrolliert wurden. Chrissy zeigte ihr die
Furchen, die alte Handels- und Streitwagen in der Marmorstraße hinterlassen
hatten, und die kleine Schildkröte, die sie zwischen den Steinen gefunden hatte.
Es brauchte eine erhobene Augenbraue von Gunnul, um die zwei Tierliebhaber davon
zu überzeugen, dass sie kein Haustier gefunden hatten! Widerwillig setzten die
zierliche Mutter und ihre Tochter die Schildkröte sicher unter einige Büsche
zurück. Chrissy lief mit den Autoschlüsseln vor, um die Türen aufzuschließen,
während ihre Mütter Händchen haltend folgten. "Du könntest deine Augen schließen
und noch einmal Teil der alten Welt sein", seufzte Jamie. "Diese Städte waren so
viel benutzerfreundlicher, als unsere heutzutage. Komfort und Schönheit gingen
Hand in Hand mit Funktionalismus." Sie zögerte, bevor sie weiter sprach, "Wir
waren früher schon einmal hier." Gunnul runzelte die Stirn, "Ja, aber wir
haben gekämpft. Du wurdest verletzt, als du versucht hast, ein Kind zu
beschützen. Ich war sehr besorgt", bemerkte Gunnul und hielt Jamies Hand
instinktiv fester. Jamie sah die Sorge in den Augen ihrer Geliebten und
versuchte die Situation etwas aufzulockern. "Ja und ich werde es wieder, wenn du
meine Hand nicht los lässt!" schrie sie dramatisch auf. Gunnul ließ sie
sofort gehen, lächelte und sah bezaubernd verlegen aus, als Jamie lachte. Sie
hielten auch in Aspedos, um das freistehende römische Theater zu betrachten.
Gunnul erklärte, dass es das besterhaltenste römische Theater der Welt sei. Es
gab immer noch Nummern auf den Sitzen und einige der Lehmschilder existierten
noch immer! Am Mittag hielten sie, um zu essen und zu beten und die
Karawanserei von Sultanhani zu besuchen. Es war eins der vielen
mittelalterlichen, von Mauern umgebenen Forts, die alle zwanzig Meilen entlang
der Seidenstraße gebaut worden waren. Die Händler übernachteten in den
vorspringenden Kammern eines Hauptplatzes. Bei Nacht wurden die riesigen Türen
verriegelt und nicht wieder geöffnet, bis jeder am nächsten Morgen seine Fracht
gepackt und überprüft hatte, um sich zu vergewissern, dass nichts gestohlen
worden war. Die Entfernung zwischen den Forts war nur so groß, dass ein Kamel
sie an einem Tag überwinden konnte. Als sie nach Konya weiterfuhren, wurde
das Land zu flacher, felsiger Wüste. Die staubige Stadt lag im Zentrum einer
gewaltigen Wüstenebene. Hier hatte Mevlana die islamische Sekte des Wirbelnden
Derwisch gegründet. Während sie einen weiß gekleideten Derwisch auftreten sahen,
erklärte Gunnul, dass der Prozess den Kirchgänger veranlassen sollte, in einen
tranceartigen Zustand zu fallen, um die Welt auszusperren, so dass sich alle
Gedanken auf Allah richteten. Chrissy half Jamie, den weißen Seidenschal richtig
um ihren Kopf zu legen und die drei besuchten die Karatay Medrese und die Ince
Moschee mit ihrer berühmten türkisen Kuppel. Wie immer zogen sie vor dem
Eintreten ihre Schuhe aus. Gunnul erklärte, dass nicht der liegende Sarkophag
die Überreste des Gründers enthielt. Sein Körper war darunter vergraben worden.
Im islamischen Glauben müssen die Toten innerhalb von vierundzwanzig Stunden zur
Erde zurückkehren. Der große Keramikturban am Kopf des Sarkophags zeigte,
dass es das Grab einer wichtigen Person war. Die Größe des Turbans, zeigt, dass
dieses Begräbnis wichtiger war, als andere mit kleineren Turbanen. Es war
spät, als sie schließlich in Cappadocia ankamen. Jamies Bein tat sehr weh und
sie hinkte schwer auf ihren Wanderstock gestützt. Chrissy trat leise neben sie
und legte einen Arm um sie, so dass sie etwas von ihrem Gewicht auf die
Schultern ihrer Tochter legen konnte, während Gunnul sie in das Hotel
eincheckte. "Ich bedauere, dass mein Vater dich verletzt hat", flüsterte sie
aufrichtig. Jamie lehnte sich hinunter und küsste den Kopf ihrer Tochter. "Er
war in vielerlei Hinsicht ein sehr guter Mann, Chrissy. Er hat nur wegen dem
Drogenmissbrauch die Kontrolle über sein Leben verloren. Es ist vor langer Zeit
geschehen und ein gelähmtes Bein behindert nicht, wie du gesehen hast",
beruhigte Jamie sie. Gunnul kam zu ihnen und sie fuhren mit dem Aufzug in die
dritte Etage. Zu Jamies Überraschung hatte Gunnul ein Zimmer mit zwei
Doppelbetten genommen. Sobald alle fürs Bett bereit waren, steckte Gunnul
Chrissy zu ihrer neuen Mom unter die Decke und legte sich ans Fußende, während
Jamie eine Geschichte erzählte. Chrissy war bald eingeschlafen, und Gunnul nahm
ihre schlummernde Tochter und brachte sie in das andere Bett. Dann schlüpfte sie
zu Jamie. "Ich werde wieder zurück in das andere Bett klettern, bevor Chrissy
aufwacht", erklärte sie, Jamie an ihre Seite ziehend. Jamie seufzte zufrieden
und wickelte sich um die Frau, in die sie sich verliebt hatte. Am nächsten
Tag erwachte Jamie, um Gunnul und Chrissy glücklich auf Türkisch mit Verwandten
am Telefon redend vorzufinden. Nachdem alle Pläne gemacht, und alle Morgenriten
beendet waren, fuhren sie nach Goreme. Hier formten erstaunliche Vulkankrater
eine Märchenlandschaft. Vor hunderten von Jahren hatten die verfolgten Christen
Häuser und Kirchen in den weichen Stein gehauen. Gunnul bestand darauf, dass
Jamie ihren Stock im Landrover lassen sollte um sich stattdessen an sie zu
lehnen. Wenn sie auf Stufen oder steile Rampen stießen, hob Gunnul sie mühelos
hoch und trug sie. Die alten Fresken in diesen frühen christlichen Kirchen waren
atemberaubend in ihrer Farbe und den Darstellungen der Geschichten der Bibel.
Später fuhren sie zu den Zelvetälern und nach Uchisar, wo die Landschaft
durch künstliche Höhlen, den Wohnsitzen der Höhlenbewohner, gezeichnet war.
Einige dieser Höhlen waren ganze unterirdische Städte, in denen sich die Leute
in der Zeit als Eindringlinge kamen, für Monate versteckten. Die runden Tunnel
gingen Etagen in den Boden hinunter. Die wichtigsten Leute lebten am weitesten
unten, weit entfernt von Schwierigkeiten und dem Vieh, welches in Ställe auf der
ersten Ebene gehalten wurde. Sorgfältig platzierte Abzugslöcher sorgten für gute
Belüftung und das Abziehen des Rauchs. Einige der unterirdischen Städte waren
mit anderen manchmal Meilen weit wegliegenden durch Übergänge verbunden, hatte
Gunnul erklärt, als sie einer kämpfenden Jamie die engen, steile Stufen hinunter
half, die von einer Ebene zur anderen führten. Die Zimmer waren auf jeder Ebene
erstaunlich geräumig und das helle sandfarbene Vulkangestein hielt die Höhlen
hell und trocken. Danach saßen sie in einem offenen Einkaufszentrum und
schlürften türkischen Kaffee, während Chrissy, die Obstsaft trank, mit Jamie
plauderte. Als sie sich setzten, kam eine alte Frau und bot an, im Kaffesatz zu
lesen. Gunnul ließ Chrissy einen Schluck von ihrer Tasse nehmen und dann die
Tasse auf den Kopf drehen, so dass sie ihre Zukunft zuerst lesen lassen konnte.
"Du wirst auf eine lange Reise gehen, Kleines und du wirst dich fürchten."
Gunnul legte beschützend einen Arm um ihre Tochter und flüsterte ihr ins Ohr,
dass sie nichts zu befürchten habe, da die Frau sie das nur glauben lassen
wollte. Die alte Frau grinste spöttisch und hob dann Jamies Tasse hoch und
studierte den Kaffeesatz. "Du wirst bald großen Ärger kriegen und dann sehe ich
nur Dunkelheit." Gunnul stand auf und schnauzte die Frau auf Türkisch an. Ihr
Gesicht war weiß vor Wut und sie winkte die alte Hellseherin fort. Kurz darauf
gingen sie, um ins Hotel zurückzukehren. Der Tag war durch die Voraussagen der
Wahrsagerin und die mürrisch schweigende Gunnul verdorben. Als Chrissy sicher
schlief, wanderte Gunnul auf ihren Balkon und beobachtete die Sterne. Diese
Anhäufung, von der sie immer meinte, dass sie wie ein Fisch aussahen. "Hey,
willst du darüber reden?" fragte eine Stimme hinter ihr. Gunnul drehte sich um
und lehnte sich gegen die Brüstung. Dann zog sie Jamie in ihre Arme. "Nein.
Ich bin nicht abergläubisch. Ich hätte nicht so reagieren sollen. Es hat Chrissy
verletzt. Es ist nur auf eine große Unsicherheit in mir gestoßen, das ist
alles", gestand Gunnul. "Wir haben nie darüber geredet, wie es dir dabei
geht, meine Kriegerin. Es muss sehr schwer sein, plötzlich deine Tochter mit
jemandem teilen zu müssen. Das machst du großartig, weißt du. Chrissy hatte
Glück, dass du da gewesen bist, um in ihr Leben zu treten. Ich habe Glück, dass
diese ganze Situation nicht wirklich hässlich gewesen ist. Und sie war es nicht,
weil du da warst. Ich danke dir", sagte Jamie aufrichtig. Gunnul zog sie eng
an sich und schmiegte ihr Gesicht in Jamies süß duftendes Haar. "Manchmal bin
ich eifersüchtig", gestand sie. "Und nicht zu wissen, was aus all dem wird, ist
wirklich hart für mich. Ich liebe euch sehr und ich… ich habe viel zu
verlieren." "Nächste Woche fliege ich zurück in die Staaten. Ich hoffe, dass
du und Chrissy mich oft besuchen kommt und wenn du mich lässt, würde ich gerne
wieder in die Türkei zurückkommen, wenn ich es mir leisten kann", sprach Jamie
schließlich das an, von dem sie wusste, dass sie es tun musste. "Wir tragen
beide Schmerzen aus unseren Vergangenheiten mit uns herum, über die wir
hinwegkommen müssen. Vielleicht gibt es eines Tag eine Zukunft für uns. Ich
denke nicht, dass wir Chrissy damit beunruhigen sollten. Ich liebe dich,
Gunnul", endete Jamie und ihre Stimme brach an der Stärke ihrer Gefühle. Auch
Gunnuls Stimme war voller Emotion, "Ich werde einen Fond einrichten, so dass
immer Geld da ist, damit du uns besuchen kommen kannst. Nein, keine Widerrede!
Ich tue es für Chrissy. Sie hat ein Recht darauf, ihre leibliche Mutter so oft
zu sehen wie sie will. Ich... Ich... tue es auch für mich. Ich... Ich denken
nicht, dass ich jetzt noch glücklich sein kann, wenn du nicht in der Nähe bist",
gestand Gunnul. Sie standen lange unter den Sternen und hielten einander
fest. Schließlich sagte Jamie "Für mich sieht diese Gruppe von Sternen aus,
wie ein Fisch." Gunnul fuhr überrascht zurück "Ja, für mich auch!" Jamie
runzelte die Stirn: "Ein anderes Stück Erinnerung. Ich habe über das Geheimnis
unserer Vergangenheit und des Grab nachgedacht, Gunnul. Ich denke, dass wir
etwas verstehen sollen, was wirklich wichtig ist. Aber ich weiß nicht was. Ich
habe versucht ein Muster zu finden. Du scheinst auf irgendeine Art immer eine
Kriegerin zu sein. Im Amazonas hattest du mit Drogen zu tun, und das hast du
auch in dieser Existenz. Ich bin nicht sicher, ob dort noch andere
Wirklichkeiten existieren, von denen wir noch nichts wissen. Siehst du
irgendwelche Muster?" Gunnul dachte für einen Moment darüber nach: "Als ich
dich zuerst in altem Griechenland kannte, warst du Bardin und Heilerin. Die
Sache, an die ich mich am besten erinnern kann ist, dass du in einem Kampf
schwer verletzt wurdest und ich mir schrecklich Sorgen um dich gemacht habe. Im
Dschungel warst du Ärztin und hattest eine Schiene um dein langsameres Bein. Du
hast keine Stock oder so etwas verwendet", offenbarte Gunnul. Jamie runzelte
die Stirn und ging zur Brüstung hinüber, um in die Nacht hinaus zusehen. "So,
was haben wir? Eine Kriegerin mit unnatürlicher Stärke, eine Bardin oder
Heilerin, Drogen und ich bin gelähmt. Machen wir hier irgendwelche Fortschritte?
Warte, du hat immer jene sonderbaren blauen Augen, die von innen zu glühen
scheinen." "Ja", nickte Gunnul und seufzte, "und die Gewalttätigkeit hier
drinnen." Bald danach gingen sie zu Bett und kuschelten sich eng zusammen, zwei
Herzen mit einer Seele. ********* Am nächsten Morgen traf Jamie
mindestens zehntausend Verwandte oder wenigstens schien es ihr so. Jeder war
glücklich und aufgeregt angesichts der bevorstehenden Hochzeit und Jamie wurde
herzlich willkommen geheißen. Es schien, als ob jeder ihr Haar berühren und
seine wenigen englischen Redewendungen zu Jamies Freude ausprobieren musste. Sie
hatte diesen Morgen ihr Gallabeeya getragen und tat ihr bestes, Türkisch zu
sprechen, wann immer sie konnte. Chrissy hielt weiterhin ihre Hand und stellte
sie überall stolz vor. Gunnul war schnell von ihr getrennt worden. Sie stand bei
den Männern anstatt bei den Frauen, und es war klar, dass sie die Familie
leitete. Jamie redete in gebrochenem Türkisch mit der Braut und ihrer Mutter,
Chrissy bot ihr an, zu übersetzen, wenn notwendig. Plötzlich war Gunnul dort und
die türkischen Frauen senkten respektvoll ihre Augen. "Ihr habt Jamie schon
kennen gelernt, wie ich sehe", lächelte sie und ignorierte die unterwürfige
Haltung der Frauen. Sofort entspannten sie sich und lächelten breit. "Fährt
sie mit meinem Ehemann und mir?" fragte die Braut. Gunnul lachte: "Ja,
natürlich. Sie wird dir viel Glück bringen! Jamie ist Dedeman. Wenn sie in der
Türkei ist, leitet sie meinen Haushalt." Die Reaktion der um Gunnul
herumstehenden war gemischt. Die zwei türkischen Frauen sahen schockiert aus,
dann senkten sie ihre Augen respektvoll vor Jamie. Chrissy strahlte vor Freude
und nahm Gunnuls Hand. Gunnul sah zu ihrer Tochter hinunter und erwiderte das
Lächeln, in ihren blauen Augen tanzte der Stolz. Jamie schaute verwirrt von
einer zur anderen. Es war klar, dass gerade etwas wichtiges geschehen war, sie
war sich nur nicht sicher, was es war. Chrissy lief davon, um sich einigen
Cousinen zum spielen anzuschließen und dies gab Jamie die Gelegenheit, Gunnul
beiseite zu ziehen. Sie lehnte ihren Spazierstock an einen Tisch und legte ihren
Arm um ihre Geliebte. "Gehst du ein Stück mit mir?" fragte sie und Gunnul
lächelte und tätschelte ihre Hand, als sie einen Gartenpfad hinabgingen. Viele
bemerkten es und drehten sich höflich weg, aber ein Paar Augen folgten
ihnen. "Okay. Alle haben begonnen, mich so zu behandeln, wie sie es mit dir
tun. Was geht hier vor, Gunnul?" fragte Jamie. Gunnul wurde rot und sah
unbehaglich drein. "Ich habe den Leuten gesagt, dass du Dedeman bist. Es ist
natürlich unser Nachname, aber es ist mehr als das. Siehst du Jamie, bevor die
Türkei zur Republik wurde, hatten die Leute keine Nachnamen. Attaturk bestand
darauf, dass sich jeder einen zulegte. Also suchte sich jeder einen Nachnamen
aus und meldete ihn bei der Regierung an. Meine Familie wählte Dedeman. Grob
übersetzt bedeutet es Chef oder Führer der Leute. Ich führe diese Familie und
habe wirklich großen Einfluss auf den Bezirk, in dem wir leben. Die Leute kommen
zu mir, anstatt zur Regierung zu gehen, wenn sie Probleme haben. Als ich ihnen
sagte, dass du Dedeman und der Kopf meines Haushaltes bist, habe ich ihnen
gesagt, dass du der zweite Herrscher bist, ... m... meine Partnerin." Stille
füllte den Garten, während Jamie Gunnul ungläubig ansah. "Deine Partnerin",
brachte sie schließlich heraus. "Ich... Ich weiß, du willst es nicht sein,
Jamie. Und ich respektiere das und ich werde dich nicht zwingen, bei mir zu
bleiben, aber es ist wichtig, dass die Leute um Chrissys Willen verstehen, dass
du ein Teil der Familie bist und dass ich dich als meine Partnerin anerkannt
habe, und wenn es nur wegen der Erziehung unserer Tochter ist. Chrissy ist sehr
reich und wird sehr mächtig sein, wenn sie älter ist. Es ist wichtig, dass
niemand meint, dass ihr Recht auf den Dedeman Besitz angezweifelt werden
kann." Jamie fuhr sich mit zitternden Fingern durch ihr Haar und setzte sich
auf eine Gartenbank. "Du hast geplant, das zu tun und hast mir nichts gesagt!?"
fragte Jamie frustriert. Gunnul ließ besorgt ihren Kopf hängen. "Ich nehme
an, dass ich das hätte tun sollen, Jamie. Ich bin nicht daran gewöhnt, jemanden
an meinen Ideen und Entscheidungen teilhaben zu lassen." "Nur was bedeutet
Partner?" fragte Jamie. Gunnul wurde rot und setzte sich am anderen Ende der
Bank. Sie sah Jamie nicht an, sondern starrte auf einem Busch entlang des Pfads
hinter ihr. "Ich wurde zur Kriegerin. Es ist nicht die Rolle einer Frau. Genauso
wie das Führen einer Familie und doch war ich der einzige Erbe. Es wäre anders
gewesen, wenn ich geheiratet hätte, aber mein Auserwählter starb im Kampf. Ich
wurde so schwer verletzt ... ich kann keine Kinder haben ... ein Mann will eine
Familie, wenn er heiratet... also bin ich nicht heiratsfähig, es sei denn, wegen
meines Reichtums und ich würde nie jemanden aus diesem Grund heiraten. Es gibt
keine Rolle für mich in der traditionellen türkischen Gesellschaft. Ich werde
weder als Mann noch als Frau behandelt. Es ist ... schwierig zu erklären. Jetzt
habe ich mich in eine Frau verliebt und ich habe dich zu meiner Partnerin
erklärt", erklärte Gunnul. Jamie wartete. Gunnul seufzte und fuhr fort: "Das
wird auch in der Türkei nicht akzeptiert. Aber ich habe mit meinen
Rechtsanwälten vereinbart, dass du das Sorgerecht für Chrissy und Vollmacht über
meinem Besitz hast, bis sie alt genug ist, falls mir irgendetwas zustoßen
sollte", beendete Gunnul, während sie steif und ruhig, so weit von Jamie
entfernt saß, wie sie nur konnte. "Das musste getan werden", murmelte Jamie
halb zu sich selbst. "Ich verstehe, warum du es tun musstest. Die Leute könnten
ihre Rechte anzweifeln, weil ihre Mutter Ausländerin ist und sie nur deine
Adoptivtochter ist. Ich bin sprachlos, dass du mir so völlig vertrauen würdest,
Gunnul. Ich wünsche, ich könnte, ..." "Sage es nicht! Ich will das jetzt
nicht diskutieren. Lass uns bitte zur Feier zurückkehren", bat Gunnul verletzt,
während sie aufstand. Jamie nickte. Sie wusste, dass Gunnul einige wirklich
empfindliche Stellen beim Reden mit ihr offenbart hatte und jetzt Zeit brauchte,
um zu heilen. Sie stand auf und nahm Gunnuls angebotenen Arm und streckte sich,
um ihre Wange zu küssen. "Wird deine Familie damit einverstanden sein, Gunnul?"
fragte sie. "Die meisten ja, obwohl sie schockiert sind. Sie sind daran
gewöhnt, jemand Eigenartigen als Kopf der Familie zu haben", antwortete sie
traurig. "Einige, die dachten, dass sie eine Chance auf den Reichtum und den
Einfluss der Dedemans hätten, wenn mir irgendetwas passieren würde, werden
durcheinander sein. Das sind nur ein paar. Mach dir keine Sorgen. Sie sind mir
gegenüber loyal." Am diesen Nachmittag wurde Gunnuls Cousine verheiratet. Die
Hochzeit schloss einen Staatsdienst im Regierungsbüro und einem religiösen
Dienst in der Moschee ein. Der Weg dazwischen und später zum Empfang im
Nachtklub wurde von Beifall und Hörnern begleitet in einer Pferdekutschen
zurückgelegt. Das Hochzeitspaar bestand darauf, dass Jamie in ihrem Wagen
mitfuhr und die Leute auf den Straßen hielten an und zeigten auf sie und
klatschen aus Freude über das Glück des jungen Paares in die Hände. Der Klub
war nur für die Hochzeitsfeier gebucht worden. Er war wie viele Häuser in
Cappadocia in die Felsen gehauen worden. Kellner brachten Teller mit Gemüse,
Nüssen, Rindfleisch, Hühnchen, Shishkebabs, Käse und Brot welche sie auf den
Tischen verteilten. Dem folgten heiße Pfefferrüben, Jogurt, Gurken, Salat und
Bohnen. Schließlich wurden Baklava und Obst aufgetragen. Während des Essens
traten Volkstänzer zu traditioneller türkischer Musik auf und zum Nachtisch
wurden die Lichter gedämpft, während eine schöne Bauchtänzerin einen sinnlichen
und aufregenden Tanz aufführte. "Es gibt auf jeder Hochzeit eine
Bauchtänzerin," flüsterte Gunnul Jamie zu. "Früher wurde ihnen ein schlechter
Charakter nachgesagt, aber seitdem der Tourismus wächst, ist es ein
akzeptablerer Beruf." Zweimal führte die Bauchtänzerin ihren Tanz vor Gunnul
auf und ließ ihren Seidenschal um Gunnuls Hals herum wandern. Sie hatte sich
durch das ganze Zimmer gearbeitet und war an jedem Tisch stehen geblieben, aber
Gunnul war die einzige Frau, auf die sie sich konzentriert hatte und ihre
Aufmerksamkeit und Bemühung schienen Jamie weit mehr sexuell zu sein, als bei
den anderen. Sie bemerkte, dass sie der Schlampe am liebsten ein Bein stellen
würde und war von ihrer Eifersucht überrascht. Gunnul beobachtete die Darbietung
mit ihrem öffentlichen, emotionslosen Gesicht. Genoss sie die Vorstellung? Jamie
wurde plötzlich klar, dass sie nie für Gunnul würde tanzen können. Die Musik
hatte sich geändert, während Jamie dagesessen und ihren Teller angestarrt hatte.
"Komm, lass uns tanzen", sagte Gunnul und legte einen Arm um Jamie. Jamie
schluckte. "Gunnul, ich... ich... kann nicht." "Doch, ich helfe dir. Komm",
überredete Gunnul sie und Jamie vertraute ihr und ließ sich von ihrem Sitz
ziehen. Alle waren aufgestanden und tanzten in einer Reihe, die um sich selbst
und in- und auseinander kreiste. Gunnul legte einen starken Arm um Jamie, um ihr
schwaches Bein zu unterstützen und fügte sich in die Reihe ein, indem sie die
Hand des Mannes neben sich nahm. Jamie hat einen Arm um Gunnul gelegt, während
der andere von Chrissy beansprucht wurde, die plötzlich aus einem anderen Teil
der Reihe erschienen war. Bald lachte Jamie mit den anderen und sang mit ihnen
zusammen. Als Gunnul dachte, dass Jamie ihr Bein genug belastet hatte,
bewegte sie sich an den Rand der sich in einander verschlingenden Tänzer und zog
Jamie in eine ruhige Ecke. "Chrissy hat darum gebeten, im Zimmer ihrer Cousinen
übernachten zu dürfen. Ich habe es überprüft und sie werden gut durch eine
ältere Großtante beaufsichtigt. Ist das okay für dich, Jamie?" fragte
Gunnul. "Ein Sleep- over! Sicher, Gunnul. Das ist ein wunderbarer Spaß, wenn
man Kind ist", antwortete Jamie. Gunnul nickte und ging. Jamie sah, wie sie
zuerst mit Chrissy und dann mit einer älteren Frau in der Ecke redete. Sie sah
wie Gunnul sich hinunter beugte, so dass die alte Frau sie auf die Wange küssen
konnte. Es gab so viele Seiten an Gunnul. Sie war so komplex; unheimlich,
mächtig, sanft, liebevoll, beherrschend und unsicher auf einmal. Es war, wie
eine scharfe Granate in der Hand zu halten. Solange du sie festhältst, kannst du
die Kraft fühlen, aber wenn du sie los lässt... "Hi Mom! Danke, dass du mich
heute Abend bei meinen Cousinen bleiben lässt", sprudelte Chrissy los, während
sie ihre Mom umarmte und küsste. "Ich bin gekommen, um dir eine gute Nacht zu
wünschen!" "Gute Nacht Chrissy! Amüsier dich gut und mach deiner Großtante
keinen Ärger", sagte Jamie, ihre Tochter ebenfalls umarmend. Dann bekam auch
Gunnul ihre Gutenachtumarmung und einen Kuss. Nachdem Chrissy gegangen war,
bestellte Gunnul ein Taxi und brachte Jamie zurück ins Hotel. Sie brauchte
Jamie. Die letzten zwei Nächte hatten sie vor Begierde verrückt werden lassen.
Und sie musste zugeben, dass sie den ganzen Tag eifersüchtig gewesen war. Alle,
besonders die Männer waren, wie die Fliegen um den Honig, um Jamie herum
geschwärmt. Jamie für ihren Teil war zu jedem freundlich und aufmerksam gewesen.
Gunnul, hatte nie gesehen, dass es sie störte, wenn sie ihr nahe kamen. Und der
schleimige Kaymaki hatte es auf die Spitze getrieben. Wenn es nicht die Hochzeit
ihrer Cousine gewesen wäre, hätte sie ihm die Lichter ausgeknipst! Sie waren
kaum im Zimmer, als Gunnul Jamie ergriff und gegen die Wand drückte, während sie
sie mit ihrer aufgestauten Leidenschaft küsste. Für eine Sekunde erstarrte Jamie
und Gunnul, die ihre Furcht wahrnahm, fuhr sofort zurück. Dann entspannte sich
Jamie, als sie merkte, dass Gunnul die Grenze zwischen Erregung und
Gewalttätigkeit nicht überschreiten würde. Sie lehnte sich zurück gegen die Wand
und fuhr mit einer Fingerspitze über Gunnuls Gesicht und Hals. "Weißt du, was
ich will?" fragte sie mit heiserer Stimme. Gunnul hob eine Augenbraue: "Was?"
sagte sie rauh. "Ich will, eine Kriegerin, die mich nimmt, bis ich vor
Freude schreie", flüsterte Jamie, konzentriert in Gunnuls Augen schauend. Gunnul
kam näher und zog Jamie langsam aus, bis diese nackt vor dem starrenden Blick
der Kriegerin stand. Ihre Augen trafen sich. Gunnuls Hand hob ihr Kinn an, und
sie neigte sich, um Jamies Lippen in einem hungrigen, tiefen Kuss einzufangen.
Jamie wurde von ihren Füßen gehoben und aufs Bett geworfen, um sofort von
Gunnuls langem, schweren Körper bedeckt zu werden. Ihre Kriegerin forderte ihren
ganzen Körper und Jamie, ihre willige Gefangene, erlaubte ihr, alles zu nehmen,
was sie wünschte. Ihre Liebe war leidenschaftlich und fordernd. Und Jamie schrie
jedes Mal, wenn sie kam, vor Freude den Namen ihrer Geliebten. Viel später
lagen sie zusammen und redeten über den Tag. "Ich mag deine Familie wirklich,
Gunnul. Alle waren so nett zu mir. Junge, ihr Türken wisst echt, wie man
feiert!" lachte sie. "Türken lieben es, sich zu amüsieren", stimmte Gunnul
zu. "Ich war eifersüchtig. Ich mochte es nicht, wie sich die Männer um dich
herum drängten", gestand die Kriegerin. "Wenn es Eifersucht war, die dich zu
einer rasenden Liebhaberin gemacht hat, muss ich diesen Trick wohl häufiger
anwenden", lächelte Jamie die Lippen ihrer Kriegerin küssend. Jamie fühlte
die gewalttätige Energie und fand sich plötzlich auf ihrem Rücken wieder und
Gunnul lehnte über ihr: "Du wirst nicht in die Nähe von Kaymaki gehen. Ich
mochte die Art, wie er dir nahe kam nicht. Ich sollte ihn töten, wenn er dich
berührt!" Jamie schob Gunnul ärgerlich von sich. Der Schock über Gunnuls
plötzlicher Aggression war auf einen alten Nerv gestoßen. "Du besitzt mich
nicht, Gunnul. Ich werde sehen und tun, was auch immer ich will!" schnappte
sie. Gunnul wurde ruhig und stieg aus dem Bett. Sie schlüpfte in ein Paar
blaue Jeans und zog sich ein Sweatshirt über, um sich ans Fenster zu stellen.
Für einen Momente herrschte Stille. Dann sagte Gunnul mit erstickter Stimme:
"Entschuldige. Ich weiß, dass du mir nicht gehörst. Ich habe viel Kraft.
Manchmal vergesse ich, dass ich nicht immer meinen Willen durchsetzen kann."
"Die Hochzeit heute war gut, nicht?" versuchte Gunnul das Thema zu ändern.
"Es war ein gutes Arrangement. Die Familien werden beide durch diese Vereinigung
gedeihen. "Es war eine arrangierte Ehe! In dieser Zeit!?" stieß Jamie
ungläubig hervor. "Ja, natürlich. Das ist normalerweise so. Ein Mädchen
trifft einen jungen Mann, von dem sie denkt, dass sie ihn mag, oder umgekehrt.
Sie erzählt es ihrer Mutter oder vielleicht hört die Mutter von einer guten
Wahlmöglichkeit und tritt dann an ihre Tochter heran. Dann werden sich die
Mütter oft in den Bädern treffen und die Dinge austesten. Wenn alles gut geht,
werden der junge Mann und seine Familie zu dem Mädchen nach Hause eingeladen.
Sie muss türkischen Kaffee für ihre zukünftigen Schwiegereltern machen. Jede
Tasse wird separat gemacht. Und als letztes bedient sie ihren zukünftigen
Ehemann. Wenn sie eine Menge Zucker in die Tasse tut, zeigt dies, dass sie
diesen Mann heiraten möchtet. Wenn kein Zucker darin ist, ist sie nicht an ihm
interessiert. Sie wird auch eine Schachtel mit türkischem Gebäck bringen, sie
aber nicht öffnen, wenn sie mit dem Arrangement unzufrieden ist. Manchmal tun
die Mädchen aus Spaß keinen Zucker in den Kaffee des Jungen. Und er sorgt sich
dann den ganzen Abend, ob einer seiner Verwandten Zucker in der Tasse
hat! Der junge Mann muss eine Mitgift liefern, die normalerweise aus einem
Haus oder einer Wohnung und goldenem Schmuck besteht. Das Mädchen muss einen
Teppich liefern. Traditionell ist es einer, den sie selbst gemacht hat. Die
Familie trifft dann eine Vereinbarung und die Hochzeit findet statt. Ich habe
eine gute Ehe für Chrissy arrangiert, denke ich..." "Was!?" schrie Jamie,
sich auf ihre Füße kämpfend und ungeschickt in ihre Robe steigend und ihren
Stock ergreifend. "Du hast was getan!?!" "Ich beginne, Vorbereitungen für
Chrissys Hochzeit zu treffen. Es ist früh, aber ich muss mir darüber Gedanken
machen…" "Nein!!!" schrie Jamie Gunnul ins Gesicht. Die zwei sahen
einander an, wie sie es getan hatten, als sie sich zum ersten Mal sahen. Dann
sprach Gunnul leise um Kontrolle kämpfend. "Chrissy muss den Richtigen heiraten.
Es ist ihre Pflicht. Sie ist eine Dedeman. Ich werde eine solche Ehe nicht dem
Zufall überlassen", sagte Gunnul bestimmt. "Chrissy wird aus Liebe heiraten",
knurrte Jamie. "Wage es ja nicht, meine Tochter an den Meistbietenden zu
verkaufen." Gunnuls Kiefer zog sich vor Wut zusammen. "Warst du so gut darin
einen Ehemann zu wählen?" spuckte sie überheblich. Das saß. Eine kalte Wut
erfasste die kleinere Frau. Niemand, nicht einmal Gunnul würde, ihrer Tochter
die Chance nehmen glücklich zu werden. "Wenigstens habe ich eine Tochter. Ich
muss mir keine stehlen", schoss sie zurück. Dann realisierte sie, was sie gesagt
hatte. Gunnul wurde völlig weiß. Sie machte einen Schritt in Jamies Richtung,
die Hände vor Wut zu Fäusten geballt. Dann war sie gegangen. Die Tür knallte
hinter ihr zu. Jamie ließ sich auf den Boden fallen und weinte vor
Entsetzen. Der nächste Morgen war schrecklich. Chrissy wollte natürlich
wissen, wo ihre Mutter war und Jamie hatte keine Ahnung. Gunnul war nicht
zurückgekehrt. Jamie hatte den Rest der Nacht damit verbracht, sich vorzuwerfen
was sie zu Gunnul gesagt hatte und zu befürchten, dass sie einen Unfall gehabt
hatte und eifersüchtig sein, dass sie sich Trost in diesen Armen der
Bauchtänzerin gesucht haben könnte! Sie merkte, dass es ihr gefiel, zu wissen,
dass Gunnul nur sie als Geliebte hatte. Dass dort ein Teil von Gunnuls Leben
war, der ganz allein ihre gehörte. Der Gedanke daran, das zu verlieren, brachte
sie wirklich durcheinander. Chrissy und sie aßen ihr Frühstück im
Hotelrestaurant und packten dann ihre Sachen, um abzureisen. Gunnul war immer
noch nicht zurückgekehrt. Jamie war geschafft und durch den Mangel an Schlaf
total verwirrt. Sie hatte Chrissy gesagt, dass Gunnul gegangen war, um nach
einigen Dingen zu sehen und dies schien ihre Tochter zufrieden zu stellen, da
sie eine Mutter gewöhnt war, die viel Verantwortung hatte, welche sie von Zeit
zu Zeit beanspruchte. Sie schlug vor, die Taschen ins Auto zu bringen, so dass
sie bereit wären, wenn Gunnul zurückkehrte. Chrissy rief einen Träger und sie
folgten ihm zum Auto und beobachteten ihn, während er ihre Taschen in den
Kofferraum räumte. "Gute Morgen, meine Damen", rief Kaymaki während er auf
die beiden zu lief, nachdem der Träger gegangen war. ‚Oh Junge, das ist das
letzte was ich jetzt brauche', dachte Jamie, ‚wenn Gunnul jetzt hier auftaucht
und mich mit Kaymaki sieht.' Aber sie sagte: "Guten Morgen Kaymaki. Wir waren
gerade auf dem Weg zurück in unser Zimmer." "Wir müssen auf Mom warten. Sie
hat geschäftlich zu tun", erklärte das unschuldige Kind. "Wirklich!" lächelte
Kaymaki. Das würde alles viel einfacher werden, als er gedacht hatte. Er zog
eine Waffe aus seiner Tasche. "Ich denke ihr zwei Damen macht stattdessen einen
kleinen Ausflug mit mir", sagte er. Jamie stellte sich vor Chrissy, "Du
brauchst das Kind doch nicht. Nimm nur mich", sagte sie. "Nein. Ich brauche
beide Dedeman, denke ich", lächelte er, als vier andere Männer ihnen bedrohlich
nahe kamen. "Mami?" weinte Chrissy, sich vor Furcht an Jamie
festhaltend. "Es ist okay Chrissy. Alles wird gut", versicherte Jamie dem
kleinen Mädchen, als sie in einen Wagen gedrückt wurden, der vor ihnen gehalten
hatte. Kaymaki nahm Jamies Autoschlüssel und warf sie einem seiner Männer zu,
der in ihr Auto stieg und dem Wagen folgte. Einige Meilen außerhalb fuhren
sie eine grobe unbefestigte Straße hinunter und hielten an einer Höhle, die in
eine Felsnase gehauen worden war. Sie wurden durch die miteinander verbundenen
Tunnel mehrere Etagen hinunter geführt. Chrissy half Jamie so gut sie konnte.
Jamie fiel mehrmals und ihre Hände und Knie waren aufgeschürft und blutig. Die
Höhle war zerfallen und schmutzig, nicht so wie die, die sie zuvor erkundet
hatten und die Luft war still und staubig. "Stopp", ordnete Kaymaki an und
Jamie lehnte sich gegen die Wand, Chrissy schützend an ihrer Seite. "Das reicht,
wir sind da." "Was willst du? Lösegeld? Gunnul wird dich nie damit
durchkommen lassen, Kaymaki", sagte Jamie. Kaymaki lachte. "Nein. Ich denke
viel Größeres, als unbedeutende Verbrechen, Ms. Dedeman", spottete er. "Der
einzige Erbe ist im Begriff, einen unpassenden Tod zu sterben und dann gibt es
nur noch Gunnul zwischen mir und der Übernahme des Dedeman- Imperiums." Er hob
seine Waffe an und zielte damit auf Chrissy. "Nein!" schrie Jamie, als die
Waffe losging. *********** Gunnul stapfte den Weg, der in den Garten des
Hotels führte, hinunter. Sie hatte nicht vorgehabt die ganze Nacht wegzubleiben,
doch nachdem sie begonnen hatte zu laufen, hatte sie Meilen zurückgelegt, bevor
sich ihr Temperament schließlich abgekühlt hatte. Sie war genauso für den Streit
verantwortlich gewesen, wie Jamie. Sie durften nicht vergessen, dass es da diese
kulturellen Unterschiede gab und sie die Dinge lösen mussten, ohne einander zu
beleidigen. Eilig lief sie weiter, während sie feststellte, dass Chrissy zurück
sein und sich wundern würde, wo sie war. Sie kam durch das Heckentor und sprang
die Böschung hinunter zum Parkplatz. Das Auto war verschwunden. Das Blut wich
aus ihrem Gesicht und sie fiel in einen Lauf, stieß einen Träger aus dem Weg und
schlug gegen den Aufzug. Sie platzte fast vor Nervosität, als sie darauf
wartete, dass sich die Türen öffnen. Dann rannte sie zu ihrem Zimmer und steckte
ihre Karte hinein. Alles war gepackt worden und ihre Taschen waren fort. Mein
Gott! Sie hat Chrissy mitgenommen. Gunnuls Augen blitzten vor Wut und sie fuhr
herum, um in die Lobby hinunter zugehen. Sie würde Chrissy zurück bekommen,
egal, was sie tun musste. ************ Jamie hatte sich um Chrissy herum
gewickelt und gefühlt, wie die Kugel durch ihre Seite raste. Dann schien der
Boden unter ihnen nachzugeben. Sie dachte, hinter sich gehört zu haben, wie
Kaymaki schrie, bevor Stein und Staub auf sie herunter regneten, als sie fielen.
Als sie auf dem Boden aufschlugen, schoss der Schmerz durch Jamies Körper und
sie wurde bewusstlos. "Mami! Mami!" rief eine ängstliche Stimme, als kleine
Hände ihr Haar streichelten. Jamie öffnete ihre Augen und sah nichts. Ihre Seite
schmerzte und als sie hinunter reichte, bemerkte sie das Blut, das aus der
Schusswunde ran. "Ich bin okay, Chrissy", versicherte sie ihrer Tochter und
hob ihre Hand, um sie zu berühren. "Bist du in Ordnung?" "Ja, mir geht es
gut. Nur Kratzer und blaue Flecke. Aber du blutest! Kaymaki hat dich
angeschossen!" schluchzte Chrissy. "Shhhh, Chrissy. Wir müssen nur tapfer
sein und warten, dass deine Mom uns findet. Du weißt, dass sie das wird",
beruhigte Jamie sie, nicht ganz sicher, ob das der Fall sein würde. Gunnul würde
die Welt auf den Kopf stellen und sie suchen, da war sie sich sicher, aber sie
würde an den falschen Stellen nachsehen. Sie würde denken, dass Jamie
beschlossen hatte, Chrissy zu entführen, so dass sie nicht verheiratet werden
konnte. Gott! Was für einen dummen Streit sie hatten! "Sieh Chrissy, du musst
mir helfen mein Hemd in zwei Teile zu zerreißen und das Tuch in die Wunden zu
stopfen. Wir müssen die Blutung verlangsamen, bis deine Mom kommt." Chrissy
tat, worum sie gebeten wurde. Und Jamie biss sich auf die Lippe, als sie
versuchte, nicht vor Schmerz zu schreien. Nass vor Schweiß legte sie sich wieder
hin. "Hey, warum schmiegst du dich nicht an meine Seite und ich erzähle dir
einige wirklich gute Geschichten über den wilden Westen", schlug Jamie
vor. Ein verschrecktes kleines Kind rollte sich an der Seite seiner Mutter
zusammen und ließ sich durch die Wärme und die weiche Stimme seiner Mom die
Furcht nehmen. Jamie erzählte eine Geschichte nach der anderen. Sie wusste, dass
sie keine wirklich Bedeutung mehr hatten. Der Tod war nah. Bitte Allah,
beschütze Chrissy, betete sie, während sie das schlafende Kind festhielt.
************ Sie hatten die meiste Zeit des Tages gesucht. Die Polizei,
die Armee, Gunnuls Familie. Am späten Nachmittag wurde das Auto gefunden. Aber
es gab weder ein Zeichen von Jamie noch von Chrissy. Die Gegend war mit Höhlen
durchzogen und der Boden war instabil. Ein Offizier kam zu Gunnul herüber.
"General Dedeman, heute ist noch ein anderes Fahrzeug hier gewesen. Wir
denken, vielleicht ein Transporter. Dort drüben im weichen Sand gibt es
Fußabdrücke. Ein Kind und eine Frau und etwa sechs Männer", berichtete
er. Gunnul drehte sich zu ihm um und sah ihn mit grauen, stürmischen Augen
an. "Nehmt diesen Berg auseinander, wenn es sein muss, aber findet sie!" befahl
sie. Der Offizier salutierte und drehte sich um, um einen Befehl zu schreien,
der die Männer in alle Richtungen laufen ließ. Gunnul blieb, wo sie war. Zum
ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich völlig hilflos. Sie hatte versäumt,
ihre Familie zu schützen. Sie waren entführt worden und Gott allein wusste, was
ihnen angetan worden war! Gunnul schluckte. ,Denk nicht so etwas', ermahnte sie
sich. Sie sah auf und blinzelte die Tränen zurück, um zum Höhleneingang zu
sehen. Tief in ihrer Seele wusste sie sofort, dass ihre Geliebte dort war. Sie
rannte auf den Hügel und befahl einigen Soldaten, die in der Nähe standen, ihr
zu folgen. *********** Jamie erwachte noch sehr müde und mit einem Gefühl
von Sauberkeit. Ihre Augen öffnend, merkte sie, dass sie in einem Krankenbett
lag. In ihrem Arm steckte eine Infusionsnadel und sie hing an einem
Sauerstoffschlauch. Ihre Seite pulsierte. Sie drehte ihren Kopf zu dem Bett
neben sich, in dem Chrissy friedlich schlief. Sie sah gut aus. Dann bemerkte sie
ein Gewicht auf ihren Beinen. Als sie hinunter sah, erblickte sie Gunnul. Sie
saß in einem Stuhl und war eingeschlafen, ihr Kopf lag auf Jamies Bett und ihren
Arm hatte sie schützend um Jamies Beine gelegt. Ihre Augen waren dunkel, durch
den Mangel an Schlaf und ihre Wangen angespannt vor Belastung. Jamie reichte mit
ihren Fingern hinunter und berührte Gunnul. Sofort war ihre Geliebte wach und an
ihrer Seite. Gunnul nahm ihre Hand und küsste ihre Finger und Tränen rollten
über ihr Gesicht. "Hey, es ist okay, Gunnul. Mir geht es gut. Ist mit Chrissy
alles in Ordnung?" fragte Jamie mit trockenen Lippen. Gunnul versuchte,
tapfer zu lächeln. "Ja, Chrissy geht es gut. Und du bist nicht okay. Du hast
Chrissy und mich in schreckliche Panik versetzt. Sie haben deine Milz
herausnehmen müssen. Es war ... ziemlich knapp", schaffte Gunnul zu sagen,
während ihr Kinn vor Emotionen zitterte. "Was ist passiert?" fragte
Jamie. Gunnul wurde rot. "Zuerst war ich rasend vor Wut, doch dann merkte
ich, dass du Chrissy nicht mitgenommen hättest, ohne mit mir zu reden. Ich
vertraue dir. Ich wusste, dass dir etwas Schreckliches geschehen sein musste.
Ich rief die Polizei und die Armee und wir suchten den ganzen Tag. Schließlich
fanden wir das Auto. Wir hätten dich nie rechtzeitig gefunden, Jamie, aber ich
habe den Höhleneingang gesehen und gefühlt, dass du dort drin warst. Wir gingen
hinein und konnten sehen, dass ein Einsturz stattgefunden hatte. Da war eine
riesige Blutlache bei dem Felsen und ich dachte..." Jamie drückte Gunnuls
Hand und die Frau nahm einen tiefen Atemzug und fuhr fort. "Wir gruben und es
war Kaymaki. Tot. Dann sahen wir den Schacht und ich ließ mich hinein fallen und
fand euch. Die Luft war schlecht und ihr wart beide bewusstlos. Erst als wir
dich raus brachten, merkte ich, dass du angeschossen worden warst und viel Blut
verloren hattest. Wir brachten dich mit dem Hubschrauber nach Istanbul. Das war
vor drei Tagen. Chrissy sagte mir, was du getan hast. Jamie, wir haben uns so
gefürchtet! Ich liebe dich so sehr!" "Ich bin müde, aber mir geht es gut.
Gunnul?" "Ja", fragte die Kriegerin sich näher lehnend, um Jamies schwache
Stimme hören zu können. "Ich liebe dich auch", flüsterte Jamie, bevor sie
wieder einschlief. Gunnul lehnte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die
Lippen. ********** Einige Wochen später fuhren Gunnul und Jamie von
Istanbul nach Iznik. Gunnul war den ganzen Morgen nervös gewesen und Jamie
fragte sich, was sie vorhatte. Ihre Genesung war langsam, aber gut vorangegangen
und letzte Woche war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden. Teefo war, sehr
zu seiner Freude, nach Amerika geschickt worden, um sich um alles zu kümmern,
bis Jamie zurückkehren konnte. Jamie wollte nicht ohne ihre Familie
zurückkehren. Sie hatte in dieser Nacht gemerkt, dass Gunnul nie wie Moe sein
würde. Sie hatte ihre Geister begraben und wollte nichts mehr, als ein Teil von
Gunnuls und Chrissys Lebens zu sein. Aber das Thema war nie
aufgekommen. Eindeutig hatte Gunnul in dieser tödlichen Nacht auch einige
Entscheidungen getroffen und die schlossen Jamie nicht mit ein. "Wir haben
nie das Geheimnis des Grabes gelöst", sagte sie, während sie aus dem Fenster
schaute und beobachtete, wie das Land vorbeizog. Gunnul blickte sie an, bevor
sie sich wieder auf die Straße konzentrierte. "Ich bin nicht sicher, dass wir
dazu bestimmt sind eine Antwort zu finden. Vielleicht sind wir nur ein Teil des
Prozesses. Ich weiß nicht. Ich fühle diese Ruhe, als ob unsere Arbeit getan
ist." "Ja", sagte Jamie traurig, "vielleicht hast du Recht." Sie kamen in
Iznik an und fuhren zu einer kleinen Kirchenruine im Zentrum eines
Einkaufsbereiches in der Altstadt. Hier stiegen sie aus und Gunnul half Jamie
die Steinstufen hinunter auf das Kirchengelände. Nur die Wände des alten
Gebäudes standen noch. Ein Teil des Mosaikfußbodens war immer noch zu sehen
und die alternde Altarecke war auch noch erhalten. Gunnul nahm Jamies Hand
und sie gingen hinüber zum Altar. "Dies ist St. Sophia. Die Kirche der heiligen
Weisheit. Vor vielen Jahren schrieb der ökumenische Rat hier das Nicene
Glaubensbekenntnis, das von den Christen vorgetragen wird. Ich denke es ist der
heiligste Ort, an den ich dich bringen könnte, Jamie", sagte sie, auch Jamies
andere Hand nehmend und an ihr hinuntersehend. "Ich glaube, dass wir dazu
bestimmt wurden, zusammen zu sein. Ich glaube, dass unsere Seelen von einer
größeren Kraft zusammengefügt wurden und dass unsere Liebe für ewig ist. Ich
glaube, dass unsere Götter die Gleichen sind, Jamie und dass wir zusammen leben
und einander lieben können, egal, was unsere Kulturen unterscheidet. Ich glaube,
dass wir unsere Tochter dazu erziehen können, alle Menschen zu lieben und zu
verstehen. Ich liebe dich. Bitte Jamie, bleib bei mir und sei meine
Partnerin." Jamie schaute tief in jene bemerkenswerten blauen Augen, die sie
ihr ganzes Leben lang gefesselt hatten. "Ich glaube an unsere Liebe. Es gibt
keinen Ort, wo ich lieber wäre, als bei dir und Chrissy. Ja, Gunnul, ich will
deine Partnerin sein. Ich liebe dich." Gunnul nahm zwei goldene Ringe aus
ihrer Tasche. Einen schob sie auf Jamies Finger und gab Jamie dann den Anderen,
um ihn auf ihren Finger zu schieben. Gunnul sah in die reichen grünen Augen
hinunter, die sie in ihren Träumen ihr ganzes Leben lang gekannt hatte und
wusste, dass sie zu Hause war.
Ende
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