Disclaimer: Die Charaktere von Xena und Gabrielle sind Eigentum von Universal und Renaissance Pictures. Es sind keine Copyrightverletzungen beabsichtigt.
Dank: Ich bin erfreut, dass so vielen von euch die Serie zu gefallen scheint. Eure Kommentare sind sehr freundlich und sehr willkommen. Besonderen Dank an Lisa, meine Betareaderin. So, wie die Geschichten angelegt sind, ist es am besten, man liest sie in der richtigen Reihenfolge.
Warnung: Diese Geschichten gehört zu den 'alternativen' FF. Bitte lest sie nicht, wenn ihr nicht das entsprechende Alter habt oder wenn solches Material an eurem Ende der Welt nicht legal ist.
Wichtige Warnung: Diese Geschichte basiert auf Ereignissen, die wahr sind und die Umgebung und die traditionelle Kultur der Stämme des Hochlandes von P.N.G. beschreiben. Einige Beschreibungen in dieser Geschichte sind graphisch und brutal. Einige Leser könnten der Meinung sein, dass die traditionellen Szenen beunruhigend sind, da sie nicht fiktiv sind, sondern reale Ereignisse wie rituelles Töten und Mord enthalten.
Copyright © 2006 Jany

 

P.N.G Encounter

By
Anne Azel
a_azel@hotmail.com

Übersetzung von jany

Teil 3
Der Seher sah, sich der Blicke der Anhänger bewusst, die jede Bewegung beobachteten, über das dunkler werdende Tal hinaus. Sie saßen um das Feuer herum und warteten. Die Zauberei hatte nicht funktioniert. Sie hatten die Leber des Jungen vor Tagen gegessen. Sie hatten sie nicht gekocht, aber hineingebissen und Happen mit einem rituellen Messer abgeschnitten. Jeder hatte seinen Anteil gegessen, aber der Kannibalismus hatte die Prophezeiung nicht erfüllt. Der Seher seufzte und drehte sich um. "Wir brauchen die Leber des älteren Bruders. Wir wissen, wo seine Seele jetzt lebt. Wir müssen sein Timp frei setzen und ihn dann einfangen, indem wir die Leber desjenigen essen, der seinen Geist in sich trägt.
"Das wäre sehr gefährlich!", argumentierte einer der Anhänger. "Was ist, wenn es Menstruationsblut gäbe? Wir könnten getötet werden und unsere Seelen könnten für immer verloren gehen!"
Der Seher nickte verstehend. "Wir haben Blutopfer versucht und es hat nicht funktioniert. Wir werden versuchen andere dazu zu bringen, den Mord für uns durchzuführen. Ich habe einen Plan." Der Seher warf trockenen Zimt in das Feuer während er darüber nach dachte zurück zu bleiben. Der Zimt brannte in Funkeln ab und füllte die Luft mit einer süßen Würze. "Ich habe einen Plan."
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Sie fand sich in der Lepraklinik wieder, als sie mit einer Sauerstoffmaske über Nase und Mund aufwachte. Verärgert reichte sie hinauf, um sie von ihrem Gesicht zu streifen. Eine starke Hand legte sich auf ihre. "Nur noch ein bisschen länger, Ok?", bat eine tiefe melodische Stimme.
Mary drehte ihren Kopf nach links, fühlte die steifen weißen Tücher an ihrer Wange und traf auf himmelblaue Augen. Ihre eigenen Augen waren verschwommen und sie hatte wieder dieses benommene, fast unwirkliche Gefühl. Sie dachte, dass Jess müde und zerzaust aussah. Sie muss sich gewaschen und umgezogen haben, aber sie nahm an, dass die große Frau im Stuhl neben dem Bett geschlafen hatte. "Danke", murmelte sie und die blauen Augen sahen eilig weg.
"Das war ein wirklich dummer Stunt, Giovani! Du hast Glück, dass du dir nicht deinen Hals oder den Rücken gebrochen hast! Wag es ja nicht das Lager ohne meine Einwilligung zu verlassen!", schnarrte Jess als sie eine Blutdruckmanschette um Marys Arm wickelte und sie aufpumpte bis Mary dachte, dass ihre Hand explodieren würde.
"Ich hatte nicht vor, dir einen Schrecken einzujagen", sagte sie leise. Sie konnte sich an die Rettung erinnern. Sie wusste, dass Jess gezittert und geweint hatte, nachdem sie und Mone sie auf eine Trage gelegt hatten. Sie erkannte, dass Jess' Barschheit ihre Art war, zu zeigen, dass sie sich sorgte.
"Hattest du nicht", schnippte Jess, bevor sie Mary ansah, die hinüberreichte und ihre auf Jess' Hand legte. Jess seufzte: "Du hast mich erschreckt", gestand sie. Mary lächelte sanft und zog Jess' große, warme Hand nahe an ihre Wange, um mit ihr wie mit einem Teddy zu schmusen. Sie schloss ihre Augen. "Hey, ich brauche diese Hand!", protestierte Jess, zog sie aber nicht weg, bevor Mary tief und fest schlief.
Lange hatte Jess nur dort gesessen und die blonde Frau angesehen, von der sie wusste, dass sie sie liebte.
'Könntest du dich dem Schicksal widersetzen und als Gewinner hervorgehen? Wie viele von den anderen waren schon von ihrer Seelengefährtin verraten worden? Oder hatten selbst ihre Gefährtinnen verraten? Vielleicht konnte sie erreichen, was die Gastgeber nicht geschafft hatten. Vielleicht. Vielleicht lässt du dir aber auch dein Herz brechen, Jess. Niemand hat jemals die Waise geliebt, die in einem Stall aufgewachsen ist. Warum sollte sich das ändern? Kümmere dich um dich, Jess. Lass dich nicht von irgendjemandem davon abhalten, das Leben zu leben, welches du dir so hart erarbeitet hast.'
Letzte Nacht, als Jess im Stuhl geschlafen hatte, war sie wieder von Marys Träumen geweckt worden. Immer wieder hatte sie den Namen ihres Vaters gerufen. Worum es wohl gegangen war?
Jess seufzte, sie hatte Marys Eltern gemocht, auch wenn sie reich gewesen waren. Sie hatten sie immer gut behandelt. Marys Vater redete nie von oben herab und manchmal hatte er sie nach den Pferden gefragt, wenn Bart nicht in der Nähe war. Marys Mutter hatte manchmal ein Hausmädchen geschickt, welches Jess und Bart Gebäck gebracht hatte.
'Komm zur Vernunft Jess! Denkst du, dass dich diese guten katholischen, italienischen Immigranten als Schwiegertochter akzeptieren würden?'
Sie zog sanft ihre Hand weg und fühlte, wie sich die Wärme in Kälte verwandelte. Sie biss ihre Zähne zusammen und ihr Gesicht wurde zu einer unlesbaren Maske. Es machte keinen Sinn im Kreis zu denken oder sich damit zu beschäftigen, was die Konsequenz wäre. Der Punkt war, dass ihr in dem Moment, in dem sie realisierte, dass Mary unter dem abgerutschten Material lag, klar wurde, dass Mary ein Teil ihres Lebens sein musste. 'Ich habe das Herz dieser Frau schon einmal gewonnen und ich kann es wieder tun', dachte Jess. 'Hoffe ich', flüsterte eine unsichere Stimme tief in ihrem Inneren.
Mary erwachte spät in der Nacht und sah, wie Jess eine Sprizte vorbereitete. "Hallo", flüsterte sie und Jess drehte sich um, lächelte und kam zurück, um sich an ihr Bett zu setzen.
"Hallo, ich habe hier etwas, um dir die Schmerzen zu nehmen", sagte sie und hob die Nadel in ihrer Hand hoch.
"Ist das das Zeug, dass du mir zuvor gegeben hast?", fragte Mary und verzog das Gesicht .
"Ja, warum? Ist dir schlecht oder hast du Gelenkschmerzen oder etwas ähnliches?", fragte Jess interessiert.
"Nein, aber meine Sicht ist komisch und ich kann nicht mehr vernünftig reden und nur sehr langsam denken", zählte Mary auf, "und ich will es nicht. So weh tut es nicht."
Jess runzelte die Stirn, "Ich hatte gehofft, dass dieses Schmerzmittel besser wäre, als die anderen, die wir benutzen. Es gibt keine Anzeichen für Suchtgefahr", Argumentierte die Ärztin.
Marys Augen weiteten sich. "Willst du damit sagen, dass dies ein experimentelles Medikament ist, welches aus irgendeinem Baum gewonnen wird?!"
"Kein Baum... ein Pilz", stellte Jess klar ohne die Warnsignale, die auf einen größeren sich zusammenbrauenden Sturm hindeuteten, zu bemerken, als sie auf die Flüssigkeit in dem Kunststoffrohr hinunterblickte.
Mary schüttelte verärgert ihren Kopf. "Du hast mich als Versuchskaninchen verwendet?!", presste sie hervor.
Jess sah überrascht von der Spritze auf. "Nein! Ich meine, wir nennen es nicht so. Du warst eine Testpatientin..."
Ein Kissen segelte in Richtung ihres Kopfes. "Du bist die berechnendste, opportunistischste, selbstgefälligste Höllenschlampe, die ich jemals getroffen habe! Wag es ja nicht, mir noch mehr von diesem Pilzsaft zu geben! Himmel Jess, wie konntest du nur?"
"Mary, ich habe viele Tests absolviert und in Australien daran gearbeitet. Ich weiß, dass es noch nicht genehmigt ist, und doch, hier oben haben wir nicht viel..."
"Nicht genehmigt? Los! Raus!", schrie Mary und wies mit einer vor Emotion zitternden Hand auf die Tür.
"Aber..."
"Raus!", diesmal verstand Jess den Hinweis und warf die Nadel in eine rostfreie Stahlnierenschale, bevor sie hinausging.
‚Bei Gott!', dachte Mary, ‚Diese Frau ist unmöglich!'
Jess stürmte durchs Lager, ‚Netter Schachzug, Krieger', dachte sie ‚Mit diesem Verhalten gewinnst du sie garantiert für dich!'
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Mary hatte Mone sein Abendessen serviert und abgewaschen. Dann hatte sie ihm beigebracht, wie man um Streichhölzer pokert, was er für sehr lustig gehalten hatte! Jess hatte sie seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Sie war in den Busch gegangen, um einige Dörfer zu besuchen und medizinische Fürsorge zu leisten. Mary wäre gerne mitgegangen, wenn sie mit Jess gesprochen hätte. Ihr Fuß schmerzte nur noch selten.
Die wenigen Tage hatten ihr Zeit gegeben, sich zu beruhigen und sie merkte jetzt, dass sie ohne Jess' Pilzsaft sehr unter den ersten Tagen gelitten hätte. Es gab wirklich keine großen medizinischen Vorräte im Lager und Jess hatte versucht, sich am nächsten Tag dafür zu entschuldigen, dass sie nicht um Erlaubnis gefragt und das Medikament verwendet hatte. Dennoch musste Jess lernen sich nicht so sehr auf ihre Ziele zu konzentrieren, besonders wenn es anderer Leute Leben gefährden konnte. Mit Jess klar zu kommen, war schwer genug. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass die Angelegenheit noch wirrer wurde, als sie eh schon war.
Mone sagte gute Nacht und Mary packte die Karten weg, versicherte sich, dass die Küche aufgeräumt war und schloss ab.
Plötzlich wurde ihr ein riesiger Strauß Orchideen vors Gesicht gehalten. Sie schnappte nach Luft, trat einen Schritt zurück und erblickte Jess die kleinlaut hinter den Blumen hervorschaute. "Ahhh, ich habe diese auf dem Rückweg gepflückt. Sie sind für dich", erklärte die starke Frau, Mary die Blumen ungeschickt noch einmal hinhaltend.
Mary war völlig überrascht und schob nervös ihre Haare zurück. Verunsichert lächelte sie und antwortete: "Danke Jess, sie sind wirklich schön. Ich werde sie ins Wasser stellen. Hast du schon gegessen? Nein, natürlich nicht. Setz dich, ich werde dir etwas bringen." ‚Ich schwafle', dachte sie.
Die stille Ärztin setzte sich auf die Holzbank neben dem Ofen mit dem topfartig geformten Bauch und lehnte sich nach vorn, um die Tür zu öffnen und die Glut mit einem trocknen Stock zu schüren. Dann warf sie noch mehr Holz hinein und ließ die Tür offen stehen, um die Flammen zu beobachten. Nach einer Weile schlüpfte Mary neben ihr auf die Bank und hielt ihr ein Cassowaryei- Omelett und einige Stücke frisch gebackenen Brotes hin. Mit nur einem dieser großen, grünen Cassowaryeier konnte man mühelos drei Leute satt bekommen.
Jess langte hungrig zu und benutzte ein Stück Brot als Löffel. Mit vollem Mund hielt sie inne und begann langsam zu kauen. Das Brot, das sie als Schaufel benutzt hatte wurde mit eine Gabel, die Mary ihr gegeben hatte getauscht. Sie schluckte und spürte wie Ei und Brot ihre Kehle hinunter rutschten. 'Steck weniger in den Mund und kau vernünftig', ermahnte sie sich selbst. 'Mary ist eine Dame und nicht irgend so ein ignoranter Bauerntrampel.' Sie wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass Bart ihr einige Manieren beigebracht hätte. Sie war sich bewusst, dass Mary ihr beim Essen zusah. "So", sie erstickte fast, als sie das Essen schnell herunter schluckte, "Ist irgendetwas passiert, während ich weg war?"
Mary lächelte. Blumen, Tischmanieren, höfliche Konversation, Jess Versuchte sie zu beeindrucken! Das war so süß! Dennoch hatte sie nicht vor, es Fräulein 'Bindungsangst' so leicht zu machen. "Nur die übliche Routine. Touy ist viel hier gewesen. Ich denke wir sollten ihn auf unsere Liste setzen", antwortete Mary.
"Welche Liste?", fragte Jess, während sie kämpfte, das Ei auf die Gabel zu bekommen.
"Die Liste mit den Namen der Leute, die Kalla getötet haben könnten", antwortete Mary, bevor sie Jess ein Stück Brot stahl, auf welchem sie gedankenverloren herumkaute.
"Hey, das ist meins!", sagte Jess, als sie von dem Tablett auf ihrem Schoß aufsah, vom dem es ihr sichtlich schwer fiel vernünftig zu essen. Mary lächelte und brach ein Stück Brot ab, welches sie Jess vor den Mund hielt. Jess' Herzschlag fing an zu rasen. Sie nahm das Brot zwischen ihre Lippen, aber Mary sah weg, als ob die Geste unwichtig wäre. Jess schluckte es enttäuscht herunter. Konnte Mary nicht sehen, wie sehr sie versuchte sich zu benehmen? War sie immer noch sauer?
Mary stand auf und nahm Jess' Teller, bevor sie im Küchenbereich verschwand, aus welchem sie mit zwei großen Tassen mit Tee und Bananenmuffins für sie beide wieder kam. "Muffins! Das ist großartig Mary! Ich habe keine Muffins mehr gehabt seit ich hier angekommen bin!"
"Die mag Mone am liebsten", erklärte Mary, schwer bemüht nicht zu lächeln, während sie unschuldig ins Feuer blickte.
"Mone", kam die enttäuschte Antwort, "Du hast sie für Mone gebacken?"
"Hmmm", murmelte Mary Desinteresse vortäuschend. "Wir sind gute Freunde geworden während du weg warst. Er isst jetzt alles, was ich ihm anbiete!"
"Was!?", explodierte Jess, "Ich war nur zwei Tage fort!" Der Tee in ihrer Tasse schwappte über den Rand und auf den dreckigen Fußboden und Jess begann leise zu fluchen. Dieses ganze Umwerben war schon ohne Mone als Rivalen schwierig genug!
"Nun, es sind lange Abende. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht", bemerkte Mary spielerisch.
"Oh", seufzte Jess mit so traurigen Augen, dass Mary sie überrascht ansah. Die üblicherweise zuversichtliche Frau biss sich auf die Lippe und starrte unglücklich ins Feuer.
"Er ist ein wirklich netter Mann. Er wusste, dass ich dich vermisst habe und hat mir Gesellschaft geleistet. Ich habe ihm beigebracht wie man Karten spielt", erklärte Mary als sie nach der Hand der Kriegerin reichte, um sie auf beruhigende Weise zu berühren.
Jess blickte auf und ihre Augen tanzten wie Saphire im Licht des Feuers. "Die Regierung billigt Glücksspiel nicht, Mary", sagte sie. 'Verdammt! Das war wirklich das dümmste, was du hättest sagen können Jess. Du bist eine wirkliche Romantikerin', ermahnte sie sich selbst.
"Für einige Dinge lohnt es sich ein Risiko einzugehen", antwortete Mary in jene bemerkenswerten blauen Augen schauend, welche nun Verlangen ausdrückten. Jess stellte ihre Tasse ab und trat näher an Mary heran. Mary lächelte sie freundlich an und legte einen weiteren Scheit Holz ins Feuer. Sie griff in ihre Hosentasche und zog ein gefaltetes Stück Papier heraus.
"Okay, hier ist die Liste. Mone hat mir geholfen Hintergrundinformationen einiger Leute zusammenzutragen. Er ist ein schlauer Mann, weißt du?", stellte Mary fest als sie sich hinsetzte. "Ich habe wirklich eine Menge von ihm gelernt!"
"Worüber?!", fragte eine erschreckte Stimme neben ihr. Mary strich das Blatt Papier auf ihrem Oberschenkel glatt, bevor sie herüber griff, um Jess Arm sanft zu streicheln. Vielleicht hätte sie Jess nicht aufziehen sollen. Sie war immer so kontrolliert und selbstsicher, dass es leicht war zu vergessen, dass Jess eine Menge Schmerz mit sich herum trug, welcher sie auf dem emotionalen Level unsicher und misstrauisch machte.
"Nun, eine Menge über dich zum Beispiel. Ich glaube Mone scheint sehr in dich verliebt zu sein", Mary sah lächelnd in Jess besorgte Augen hinauf. "Er stellt ständig Fragen im Bezug auf dich." Die Sorge wurde durch Überraschung ersetzt.
"Ist er nicht!", knurrte sie, während sie ihren Arm wegzog in der Hoffnung, dass Mary im sanften Licht des Feuers nicht sehen konnte, wie die Röte langsam ihren Nacken hinauf kroch.
Mary versteckte ein Grinsen. 'Ärgere die Kriegerin nicht', ermahnte sie sich. 'Wohlmöglich zieht sie dann beleidigt davon, oder wir streiten uns wieder, wenn sie defensiv wird.' "Er weiß alles über deine Dienstakte. Hast du es ihm erzählt?"
Jess blickte unbehaglich ins Feuer, "Kann sein. Du weißt schon, eins von den nächtlichen Gesprächen. Jungs mögen es, solche Sachen zu hören", rechtfertigte sich die Ärztin. Sie fühlte sich der Unterhaltung nicht gewachsen und hatte das Gefühl, dass Mary versuchte sie aufzuziehen! Jess hatte es nie schwer gefunden Gesellschaft zu finden oder zu bekommen, was sie wollte, aber dies hier war etwas Anderes. Dieses Umwerben stellte sich als äußerst schwierig heraus!
"Würdest du es mir erzählen?", fragte Mary ihren Kopf sanft zur Seite neigend, so dass das goldene Haare von ihren Schultern herab fielen.
Jess lehnte sich nach vorn und stocherte mit einem Stock im Feuer herum. "Ich dachte Mone hat es dir erzählt", murmelte sie eifersüchtig.
"Ich möchte es von dir hören", stellte Mary simpel fest, während sie das zerknitterte Papier in ihrem Schoß sanft glättete. Jess beobachtete, wie die zierlichen Fingerspitzen den Linien auf dem Papier folgten und stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie die Linien ihres Körpers nachzeichnen würden. Ein tiefes Verlangen pulsierte tief in ihrem Inneren.
'Ich stecke in Schwierigkeiten', dachte sie. Ein Quieken verließ ihre enge Kehle, als sie versuchte zu sprechen. Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal. "Warum?", schaffte sie es schließlich, sich zu artikulieren. 'Du benimmst dich wie ein verdammtes Schulkind Jess!', dachte sie.
"Weil ich dann weiß, dass du mir vertraust", erklärte Mary und wandte plötzlich ihren Kopf, um Jess in die Augen zu sehen.
"Ich vertraue dir", protestierte die Kriegerin frustriert.
"Nicht so, wie ich möchte, dass du mir vertraust", antwortete die kleinere Frau. "Lass uns diese Liste ansehen", wechselte sie das Thema. 'Jess ist für heute Abend genug gequält worden', dachte sie. "Dies sind die Namen, die Touy gerufen hat, als er die tödlichen Steine geworfen hat", erklärte sie.
"Heorn, ist die Mutter von Rimrapasi, welche von Turka vergewaltigt worden ist. Turka ist der Bruder des ermordeten Kalla. Heorn ist eine Mendari, aber sie hat in einen Eravey Stamm eingeheiratet. Demnach ist Rimrapasi eine Eravey. Turka und Kalla sind auch Eraveys. Sie stammen jedoch aus der Kutubu Region. Obwohl Rimrapasi und Turka keine Blutsverwandten waren, waren sie durch Stammesverbindungen verwandt. Deshalb war es keine einfache Vergewaltigung, sondern Inzest. Turka arbeitet in den Kupferminen in Rabaul, also besteht die einzige Möglichkeit sich zu rächen darin, dass Kalla getötet wird!"
"Darüber unterhältst du dich mit Mone?", fragte Jess scherzhaft. Nun zumindest teilweise scherzend. Sie hegte immer noch einige Zweifel und Eifersucht gegen ihren Assistenten auf Grund von Mary's früherem Kommentar.
"Hey, du hast ihm davon erzählt, dass du im Golfkrieg hinter den feindlichen Linien warst!", protestierte Mary.
"So!", schnappte Jess.
"Also unterbrich mich nicht", antwortete Mary und wandte sich wieder ihrem Papier zu. "Rimrapasi war der nächste auf der Liste. Aber ich denke nicht, dass sie es getan hat. Nicht, dass sie nicht einen guten Grund hätte, sich zu rächen. Ich meine, welcher Hochländer würde sie jetzt schon noch nehmen ohne, dass sie einen Brautpreis bezahlt, aber Mone sagt, dass sie wirklich gut aussieht und dass sie einen Hochschuleabschluss hat. Sie hat einen australischen Anthropologen geheiratet und lebt nun an der Küste. Sie haben einen kleinen Jungen und ein weiterer ist auf dem Weg. Von daher glaube ich, dass sie zu beschäftigt ist, um an Rache zu denken. Aber man weiß ja nie. Ich meine Gesicht ist Gesicht", erklärte Mary, die sich wieder von ihrer Geschichte gefangen nehmen ließ.
Jess stellte einen bestiefelten Fuß auf die Bank und legte ihre Hände um ihr Knie. Eine Augenbraue hob sich, als sie erstaunt lauschte, wie viele Informationen Mary aus Mone heraus bekommen hatte.
"Der nächste ist Samalli. Nun auch er hat ein Motiv. Er ist ein Mendari. Die Mendari waren nur ein kleiner Stamm und zu der Zeit führten sie Krieg mit dem Stamm weiter oben in Tal. Also hat er die Eravey gefragt, ob sie sich mit ihnen zusammen tun würden. Er hat gesagt, dass sie einen Teil von seinem Land benutzen könnten, wenn sie mitkämpfen würden. Die Mendari haben die Gelegenheit genutzt, da sie bei einem anderen Streit von ihrem Land vertrieben worden waren und nun dringend einen Ort brauchten, wo sie hin konnten! Jetzt sagt Samalli, dass die Mendari ihr ganzes Land brauchen und dass die Eravey gehen müssen. Nur wollen die das nicht. Sie sagen, dass sie das Land, das Samalli ihnen geliehen hat, nun besitzen, weil sie es seit vielen Jahren bestellt haben", erklärte Mary aufgeregt.
"Ich habe von diesem Länderstreit der Mendari gehört", meinte Jess trocken.
"Ja, aber siehst du nicht, dass Kalla ein Eravey war und dies für Samalli somit die Möglichkeit gewesen sein könnte es ihnen heimzuzahlen!", erklärte Mary der skeptisch drein blickenden Kriegerin aufrichtig.
"Ok, mach weiter", sagte Jess lächelnd. Sie mochte die Art, wie Mary's Gesicht auflebte, wenn sie eine Geschichte erzählte.
"Okay, Nummer vier ist Archa. Er ist ein Eravey aber es wird gesagt, dass er und Kalla sich für das gleiche Mädchen interessiert haben. Archa ist viel älter und so hat er gedacht, dass er im Vorteil wäre, da er den Brautpreis aufbringen konnte, für welchen Kalla noch mehrere Jahre hätte sparen müssen. Aber Archa musste dem Stamm all seine ausgewachsenen Schweine für das Cassowary Rennen geben, so dass der Länderstreit zwischen den Mendari und den Eravey beendet werden konnte. Es könnte ja sein, dass er Kalla aus reiner Boshaftigkeit kaltgemacht hat. Es wird gesagt, dass er ziemlich sauer ist, dass er seinen Brautpreis hergeben musste!" offenbarte Mary genießerisch.
Jess lachte. "An dir ist ein kleiner Sherlock Holmes verloren gegangen, Kind! Also, wer ist Nummer fünf?"
"Quen. Er ist der Schamane in dem Dorf, das wir letztens besucht haben.", erklärte Mary.
"Ich kenne Quen", unterbrach Jess. Sie mochte Quen und war der Meinung, dass Touy ihn nur aus beruflicher Eifersucht auf die Liste gesetzt hatte. Es war weithin bekannt, dass sich die beiden Medizinmänner nicht ausstehen konnten. "Quen ist Mendari und Traditionalist, Kalla hingegen war Christ und...", Mary wurde wieder unterbrochen.
"Kalla war Christ?", rief Jess, als ihr Körper plötzlich aufmerksam wurde.
"Glaubst du, dass es Quen war?", fragte Mary während sie sich nach vorn lehnte.
"Nein!", spottete Jess angewidert, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie nett sein wollte. Als sie fort fuhr, sprach sie sanfter. "Nein, denke ich nicht. Quen ist ein guter Kerl und ein Freund", erklärte sie.
Aber der Schaden war bereits angerichtet. Mary war verärgert. "Du meinst, einer deiner Freunde würde niemanden umbringen?!", fragte sie ungläubig. "Die Frau, die im Alleingang sechs…"
"Sei ruhig!", schnauzte Jess sie an, der Ärger war ihr förmlich anzusehen.
Der Wind ließ die Blätter in der Dunkelheit rascheln und das Feuer brach mit zischenden Funken zusammen. Jess' Atem ging schwer, so wie jener eines gewalttätigen Tieres. Mary schluckte. Dies war Jess' dunkle Seite. Jene, welche ihr den Ruf eines einsamen Wolfes eingebracht hatte und jeden auf Abstand hielt. Sie hatte ihr wahrscheinlich auch die Tapferkeitsmedaille eingebracht, von der Mone gesprochen hatte.
"Es tut mir Leid, Jess, es war gemein von mir das zu sagen. Ich mag es nicht, wenn man meine Ideen schlecht macht und ich habe überreagiert", sagte Mary, um Jess zu beruhigen und blickte in deren unmenschliche Augen.
Jess zuckte mit den Schultern. "Schon ok", murmelte sie, als sie sich umdrehte, um ins Feuer zu blicken. Stille. "Ich hätte dich nicht anschreien sollen. Ich wollte nicht herablassend klingen. Du hast gute Arbeit geleistet, indem du diese ganzen Informationen gesammelt hast."
Marys Stimmung heiterte sich sofort auf und sie rutschte erfreut näher an Jess heran. Diese blickte auf und lächelte. Ihr Körper entspannte sich wieder. Sie reichte mit ihren langen Armen nach Mary, um diese zu umarmen und ihr einen Kuss auf die Schläfe zu geben. "Ja, ich glaube, dass du etwas besonderes bist", gestand sie. Mary seufzte zufrieden und blieb zu Jess' Freude dicht bei ihr sitzen.
"Also, was denkst du, wer ist der Mörder?", fragte Mary nach einiger Zeit.
"Ich bin mir nicht sicher, aber du hast mir einiges zum Nachdenken gegeben", murmelte Jess müde.
Mary löste sich von Jess und stand auf, um den die Ofenklappe zu schließen. Sie war sich nicht sicher, wie sie damit umgehen sollte. Die Grenzen ihrer Beziehung waren dabei sich zu verschieben und sie wusste nicht wo genau sie in Zukunft sein würden. "Nun, ich denke, ich seh dich morgen früh", sagte Mary unbeholfen, bevor sie Jess zuwinkte und sich umdrehte, um zur Hütte rüber zu gehen.
Starke Arme ergriffen ihre Schultern und drehten sie herum. Dunkle, gefährliche Augen forderten ihre eigenen heraus. Jess' Fingerspitzen wanderten langsam ihr Kinn entlang und hoben ihren Kopf an, als sich die größere Frau herunterbeugte. Warme, sanfte Lippen berührten Marys und sandten einen leichten Schauer ihren Rücken herunter. Dann hüllten sie starke Arme in eine Decke aus Wärme. Eine Stimme flüsterte in ihr Ohr: "Ich werde diesmal nicht wieder verschwinden. Ich bleibe für immer, oder bis du mir sagst, dass ich verschwinden soll." Die Nachricht wurde mit einem Kuss besiegelt, als Jess ihr Gesicht in Marys weichem Haar vergrub. Es dauerte eine ganze Weile, bevor sie sich trennten und Hand in Hand zur ihrer Hütte zurück gingen.
Sie zogen sich im Dunklen um und Mary schlüpfte in ihr Bett. Jess stand unentschieden daneben, hin und her gerissen zwischen wo sie schlafen sollte und wo sie schlafen wollte. "Jess", kam eine leise Stimme aus der Dunkelheit.
"Hmmm."
"Ich bekomme keine Albträume, wenn du in meiner Nähe bist", sagte Mary. Jess brauchte keine weitere Aufforderung. Sie schlüpfte neben Mary unter die Decke und spürte wie die kleinere Frau sich um sie herumwickelte. "Jess, ich brauche Zeit..."
"Es ist ok, Mary. Ich verstehe", unterbrach sie Jess. Sie war sich nicht sicher, dass sie hören wollte, warum Mary nicht mit ihr schlafen wollte. Es wäre eine Spiegelung ihrer selbst, die sie diese Nacht nicht noch einmal sehen wollte.
Sie musste sich bemühen Marys Vertrauen in sie wieder aufzubauen. "Ahh... in Kuwait wurde eine Patrouille gefangen genommen. Keiner wusste, wo sie waren. Ich... ahh... ich habe mich gefangen nehmen lassen.... Sie... sie..." Mary kuschelte sich dichter heran und hielt ihre Kriegerin fest. 'Oh Jess, nein', dachte sie. "Sie haben es ziemlich schwer gemacht, aber sie haben mich schließlich in die gleiche Zelle gesperrt, wie die Patrouille. Danach habe ich uns herausgeholt... Zu dem Zeitpunkt wurden die Leute getötet", erklärte Jess schmerzhaft.
Mary küsste sanft Jess Nacken, wobei sie den harten schnellen Puls der angespannten Frau spüren konnte. "Du bist immer meine Heldin gewesen Jess. Jetzt noch mehr als vorher", sagte sie aufrichtig und fühlte, wie sich die größere Frau ein wenig entspannte.
Sie hielten sich für eine ganze Weile, während sie einfach nur die Wärme und den Frieden genossen, die ihnen ihr Zusammensein brachte. Jess dachte, dass Mary eingeschlafen war, als sie bemerkte, wie eine Träne auf ihre Schulter tropfte. "Nachdem du gegangen bist, haben sie heraus gefunden, dass Mom Krebs hat. Sie hat schrecklich gelitten Jess! Und Dad hat es einfach nicht verkraftet. Er hat sie so sehr geliebt!! Er hat sich nicht mehr um das Geschäft gekümmert und ist nur noch bei Mom geblieben. Sie haben jede denkbare Behandlung probiert, aber ihr ging es immer schlechter.
Eines Tages bin ich von der Schule nach Hause gekommen... Er hat sie erschossen, bevor er die Waffe gegen sich selbst gerichtet hat."
Jess wickelte ihre Arme fest um Mary und drückte sie an sich, nicht in der Lage eine Erwiderung zu finden.
"Er hatte alles mit einer Hypothek belastet, um für die Behandlungen bezahlen zu können. Ich habe alles verkauft und damit gerade einmal seine Schulden abbezahlt bekommen. Die Universität konnte ich vergessen. Ich habe mir einen Job als Kellnerin besorgt und mir den Collegeabschluss in Journalismus finanziert. Ich habe mich von einer lokalen Zeitung zu einer Tageszeitung in einer großen Stadt hochgearbeitet und arbeite jetzt hauptsächlich als freie Mitarbeiterin", erklärte Mary.
"Es tut mir Leid", war alles was Jess sagen konnte, während sie die schluchzende Frau fest hielt. Es schien genug zu sein, da Mary sich nach einer Weile die Augen trocken wischte und an Jess Schulter gelehnt einschlief. Jess atmete tief ein und langsam wieder aus, während sie die Anspannung von sich weichen ließ. Das war für sie beide ziemlich schwer gewesen, aber sie hoffte, dass es ein guter Start war, um zu versuchen eine Beziehung aufzubauen. Der Gedanke ließ ihr Herz vor erneuter Angst schneller schlagen. Das war das, worauf sie es hier abgesehen hatte. Nicht nur eine Affäre, wie die vergangen, sondern eine anhaltende Beziehung. Sie war zu verliebt, um weiterhin Angst vor den Erinnerungen zu haben. Ganz egal wie sehr es letztendlich weh tun würde, sie musste versuchen, dass es für sie funktionieren würde.
Sie drehte ihren Kopf und küsste Marys Stirn, bevor sie ihre Augen schloss und ihr Atem sich beruhigte, bis er Marys langsamen rhythmischen Zügen entsprach.
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Als Mary erwachte, war Jess schon lange verschwunden. Sie wusste, dass Jess es mochte ihren Tag mit einem Lauf vor der Morgendämmerung zu beginnen, bevor sie duschte, sich umzog und herüber zur Klinik ging. Gegen neun würde sie ihre Runden beendet haben und in ihr Büro verschwinden, um ihre Berichte zu schreiben. Mone würde ihr dann ihren Kaffee bringen, welcher sie bis zum Mittagessen über Wasser halten würde.
Gegen 8:30 war Mary in der Küche damit beschäftig Mone mit Kaffee und Toast zu füttern. Sehr zu ihrer Überraschung, sah sie Jess von der Klinik herüber schlendern. Sie betrat die offene Küche, ignorierte Mone und kam herüber zu Mary, wo sie sich herunter beugte und einen Kuss auf deren Lippen drückte, bevor sie einen fürsorglichen Arm um ihre Schultern legte. "Iiiieeee", lachte Mone und schwenkte seine Hand auf und ab, als ob sie brennen würde. Dies war die Geste der Hochländer, die amüsierte Überraschung ausdrückte und Mary hatte sie schon bei verschiedenen Dorfbewohnern gesehen.
"Verschwinde", knurrte Jess grinsend und Mone trank den Rest seines Kaffees in einem einzigen Schluck, bevor er lachend und kopfschüttelnd davon ging. Jess sah zu Mary herunter, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Mary legte ihren Kopf auf die Seite und blickte Jess überlegend an. Auf der einen Seite wollte sie sich von Jess nicht wie Kriegsbeute behandeln lassen, auf der anderen bemerkte sie, dass sich die unsichere Frau, die sich unter ihrer Heldin verbarg, versichern musste, dass Mone keine Konkurrenz für sie darstellte.
Dennoch war es manchmal nicht schlau Jess im Bezug auf bestimmte Dinge zu necken. 'Lass es gut sein', beschloss Mary. "Guten Morgen Jess", sagte sie, während sie die selbstgefällige Kriegerin umarmte. "Möchtest du Kaffee?"
"OK. Möchtest du das Ende einer Timpzeremonie sehen?", fragte die Ärztin, als sie Mary folgte, bevor sie ihre Arme um die kleinere Frau legte und sich einen Becher von der Theke nahm.
'Hmmm, größere Unsicherheiten hier.' Mary drehte sich in Jess' Armen herum und gab Jess, auf Zehenspitzen stehend, einen langen tiefen Kuss. Als sie sich wieder von einander lösten, lehnten sie zur Unterstützung an der Theke. "Wo du hin gehst, werde auch ich hingehen, Kriegerin", sagte sie und fühlte die tiefe Vertrautheit und den Komfort, den die Worte brachten.
Jess schien sie auch zu fühlen. Ihre Körpersprache wechselte von überfürsorglich und unsicher zu gelassen und glücklich. Sie griff hinter Mary und ergriff ihren Becher, bevor sie Mary noch einmal leicht auf die Wange küsste und herüber ging, um sich Kaffee aus dem Topf einzuschenken, der auf dem Ofen stand. "Am Tag des Mordes war ich beim ersten Teil der Zeremonie. Heute findet der zweite Teil statt. Das Dorf liegt etwas weiter weg, aber die Männer werden den ganzen Morgen brauchen, um ihre Kriegsbemalung aufzutragen und ihre Perücken aufzusetzen. Wenn du denkst, dass du der Sache gewachsen bist, haben wir genug Zeit um langsam dort hin zu gehen, bevor sie beginnen."
"Das wäre super, Jess!", rief Mary und beeilte sich Dinge weg zu räumen und sich umzuziehen, während Jess ein Picknick für sie zusammenwürfelte. Bald waren sie auf dem Weg, der einem schmalen Trampelpfad folgte, welcher sich durch die mit Gras bedeckten Hügel der Berge und das hohe Grass des dichten Dschungels im Tal schlängelte.
"Timpkulte verlaufen in einem Zyklus von ca. 20 Jahren. Die Zeremonie beginnt am äußeren Ende der Stammesgebiete. Allmählich werden dann die Timpgeister gefangen und in die Mitte des Stammesgebietes gedrängt. Das dauert ungefähr 20 Jahre. Am Ende wird das Timp getötet und mit einer traditionellen Zeremonie beerdigt, bevor alles wieder von vorn beginnt. Jeder Kult, der durch das Tal wandert, hat andere Symbole und Zaubereien. Die Kulte beginnen im Golf von Papua und die Geheimnisse werden an den nächsten Stamm verkauft, wenn der vorher gehende seinen Zyklus beendet hat. Allmählich kommt der Kult unten im Gebiet des Sepikflusses an und stirbt aus", erklärte Jess, während sie Mary vorsichtig half.
Mary lächelte sanft und drückte Jess' Arm. Die Kriegerin versuchte so sehr charmant zu sein. Jess blieb bei der sanften Berührung stehen und beugte sich herunter, um Mary zu küssen. Mary sah tief in ihre klaren, blauen Augen. "Möchtest du anhalten für ein frühes Mittagessen?", fragte sie die Antwort erwartend.
"Na klar!", kam die sofortige Antwort und ein Lachen von Jess. Sie fanden einen schattigen Platz unter einem einsamen Baum, welcher eine angenehme Aussicht auf das grasige Hochland bot, während sie still aßen.
Mary beobachtete, wie Jess die Früchte, Cracker und den Käse vorsichtig servierte, bevor sie ihr Mittagessen befangen, um ihre besten Manieren bemüht, aß. 'Du hast keine Ahnung wie sehr ich dich liebe, meine Kriegerin.''
"Das ist nicht einfach für dich Jess, oder?", fragte sie sanft.
Grinsend schob sich Jess' Mundwinkel nach oben, als sie sich nach vorn lehnte um einen weiteren Kuss zu stehlen. "Oh doch! Es ist wirklich einfach!"
Mary zog sich zurück und Jess' Augen flogen auf. Mary las Schrecken, dann Ärger in ihnen. "Das ist nicht das, was ich meinte", sagte sie.
Jess lehnte sich zurück und guckte unbehaglich, während sie seitlich auf ihren Ellbogen gestützt ruhte. 'Und wieder einmal unterliegt sie ihrem Mangel an Bindungswillen', dachte Mary ängstlich. Jess leckte sich über die Lippen und zögerte. "Ja, es ist wirklich schwer. Ich bin besser im Verführen als darin, jemandem den Hof zu machen. Ich kenne nicht allzu viele gesellschaftliche Umgangsformen", gestand sie, sich sehr unwohl fühlend. Ihre Augen wanderten umher, auf der Suche nach möglichen Fluchtwegen, obwohl sie wusste, dass sie sie nicht würde nehmen können. Sie sah überall hin, nur nicht zu Mary.
"Warum hast du solche Angst davor, dich an mich zu binden?", fragte Mary, als sie ihre Hand um Jess' Profil legte und ihr starkes Gesicht drehte, so dass es sie anblickte.
Jess schluckte hart. 'Oh Mann!' "Dies ist wahrscheinlich nicht der beste Ort für diese Diskussion", wand sie sich.
"Es ist keine Diskussion. Es ist eine Frage", sagte Mary sie ernst anblickend.
Jess blickte hinab auf das grobe Gras. "Es fällt mir nicht leicht zu vertrauen. Niemandem. Es hat bei den Gastgebern nicht funktioniert, Mary", offenbarte sie plötzlich. "Die eine hat die andere betrogen, irgendwie. Wenn es ihnen widerfahren ist, warum sollte es dann nicht auch den Anderen passieren. Uns."
"Das ist es?! Du hast mich auf Grund von Erinnerungen verlassen, die wir als Kinder geteilt haben?!", rief Mary erstaunt.
Die Stimmung brauste auf. "Komm schon Giovanni! Sieh mal klar!", schnappte Jess, als sie sich von ihr weg rollte, um aufzustehen. Mary stand ebenfalls auf, da sie nicht wollte, dass Jess auf sie herunter sah, wenn sie sich stritten. "Es war ein großartiges Wochenende, ok! Aber was wäre passiert, wenn Bart und deine Eltern nach Hause gekommen wären und uns zusammen im Bett erwischt hätten? Hast du jemals daran gedacht? Deine Eltern wären verrückt geworden. Bart hätte sich betrunken und mich noch einmal halb zu Tode geprügelt! Es war nicht wie im Märchen, Giovanni. Es wäre eklig geworden!"
Mary bemerkte wie der Wind das Gras zum rauschen brachte und begriff, dass sie Jess angestarrt hatte, welche unglücklich ein Stück von ihr entfernt stand. Langsam ging Mary auf sie zu und kuschelte sich in Jess' Arme. "Oh Jess, ich habe nicht gewusst, dass Bart dich misshandelt hat", wisperte sie in die Brust der größeren Frau. Der Körper, an dem sie lehnte fühlte sich steif an und zitterte vor Energie.
"Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen", murmelte Jess, "Später... heute Abend."
Mary nickte an ihrer Brust, bevor sie sie fest drückte und sich von ihr löste. "Erzähl mir von den Perücken, die die Hochlandmänner tragen", sagte sie und beobachte, wie Jess erleichtert aufseufzte als sie sich umdrehte, um die Überreste des Picknicks einzusammeln, bevor sie sich wieder auf den Weg machten.
"Die Männer tragen Perücken aus menschlichem Haar. Die Frauen stellen sie aus Haaren her, die beim Haare schneiden gesammelt oder bei Kranken entfernt werden, so dass die bösen Geister heraus kommen können. Bei jedem Stamm hat die eng geflochtenen Perücke eine andere Form. Eraveys bilden da eine Ausnahme. Sie tragen kein menschliches Haar, sondern Kopfbedeckungen aus Cassawaryfedern. Die Mendiperücke ist rund und hat einen flachen Schacht oben drauf, welcher mit bunten Bändern geschmückt wird, welche aus Paradiesvogelfeldern hergestellt werden. Die Kutubuperücke hat die gleiche Form wie Napoleons Hut. Sie wird oft mit gelben unvergänglichen Gänseblümchen geschmückt. Es gibt hunderte von Perückenarten, aber das sind die drei, die du heute höchstwahrscheinlich sehen wirst", erklärte Jess, das leichte Zittern ihrer Stimme ließ die nur eben unter der Oberfläche brodelnden Emotionen erkennen.
'Ich habe das ganze total verkehrt behandelt', schellte Mary sich. Sie hatte für so viele Jahre einen kindlichen Schmerz gegen Jess' Handeln gehegt und dadurch den Grund für das Verschwinden der Kriegerin darauf reduziert, dass Jess sich wie ein Dummkopf benommen hatte. Sie hatte sich als Erwachsene nie die Zeit genommen, darüber nachzudenken, dass es noch mehr Gründe für Jess' Entscheidung gegeben haben konnte, als nur dass Jess bekommen hatte, was sie wollte und sich etwas besseres gesucht hatte. Was für ein beschissener Ort, um so schmerzhafte Wunden zu öffnen! "Jess."
Die Kriegerin hielt inne und drehte sich herum. Sie sah angespannt und besorgt aus. "Es tut mir leid." Jess nickte und entspannte sich etwas.
"Ist ok", murmelte die größere Frau. Dann gingen sie in komfortabler Stille weiter bis sie an den Rand des Dorfes kamen.
Unter den großen Yarbäumen formte der gefangene Rauch der mit Holz gefütterten Feuer einen blauen Nebel. In ihm warteten nachdenkliche dunkle Körper. Die Gesichter der Männer waren in leuchtenden Rot-, Gelb- und Blautönen bemalt. Sie trugen ihre zerimoniellen Perücken aus menschlichem Haar welche Jess beschrieben hatte. Mary bemerkte auf Grund der Form der Perücken, dass die meisten anwesenden Dorfbewohner Mendari waren. In ihren Perücken steckten zwei Zweige, welche einen flachen schmalen Schacht stützten, welcher mit geometrischen Bändern strahlender Paradiesvogelfedern dekoriert war. Die Frauen blieben im Hintergrund, ungeschmückt und leise mit einander redend. Die Männer standen vorn und lauschten, wie der Schamane sang, während sie ihre Steinäxte und Speere mit den Spitzen aus menschlichen Knochen angespannt festhielten.
Jess nahm Marys Hand und sie bewegten sich leise vorwärts, wobei Mary mit jedem Schritt etwas zur Seite schwankte. Dann konnte Mary den Schamanen durch die Menge hindurch sehen. Es war Touy. Er kauerte auf dem Boden vor einem Loch. In seinen Händen hielt er den Kadaver einer Ratte. Er holte ihre Innereien heraus und untersuchte sie, während er die magischen Worte sang, welche ihm Erkenntnis bringen würden. Seine hellen Handflächen waren mit Blut bedeckt. Nachdem er seine Untersuchung beendet hatte, vergrub er den Nager schnell in dem Loch und stand auf, um leise mit den Dorfoberhäuptern zu reden, die in seiner Nähe standen.
"Was geht da vor sich?", flüsterte Mary.
Jess hob eine Augenbraue und guckte zynisch. "Touy hat in der Zukunft gelesen indem er die Innereien der Ratte untersucht hat. Nun erzählt er den Häuptlingen, was er herausgefunden hat. Du kannst davon ausgehen, dass es, was auch immer es ist, auf alle Fälle in Touys politischem Interesse liegt. Genau wie der Namen des Mörders ausgerechnet Rimrapasi lautete, welche praktischer Weise nicht zugegen war", lachte Jess spöttisch.
Mary sah Jess überrascht an, bevor sich das beunruhigte Stirnrunzeln bildete, welches sich immer zeigte, wenn sie über etwas wichtiges nachdachte.
Das Dorf bestand aus einem Singsingplatz und einigen an der Seite stehenden Männerhäusern. Am Ende stand das zeremonielle Haus Tambaran. Wie üblich war der Singsingplatz auf beiden Seiten von zwei Bäumen begrenzt. Mary wurde sich der zwei kleinen Mädchen bewusst, welche wie Bräute gekleidet waren. Als sie Jess fragte warum, erklärte diese, dass die Mädchen die Bräute des Timp waren. Sie hatten die Pubertät noch nicht erreicht und waren somit sauber. Dennoch trugen sie die volle schöpferische Kraft in sich, weil sie weiblich waren. Nun verstand Mary, warum es nicht möglich war, ältere Frauen für diese Rolle zu nutzen. Das Menstruationsblut könnte die Männer töten. Erwachsene Frauen wären sehr gefährlich für die Männer, die sehr verletzlich waren, jetzt wo das Timp in der Nähe war. Jess erklärte, dass die Frauen nie in die Nähe des Haus Tambaran kommen durften, bevor der letzte Tag der Zeremonie vorbei war. Die kleinen Mädchen repräsentierten die Braut des Timps. Sie trugen die schwarze Netztasche, welche Belem genannt wurde auf ihren Köpfen und ihre Körper waren mit Öl und Ruß bedeckt, so dass sie schwarz leuchteten.
"Warum sind ihre Gesichter halb rot und halb schwarz bemalt?", fragte Mary.
"Das schwarz steht für den Zuwachs an Schweinen und Reichtum. Das rot repräsentiert Erfolg und Gesundheit", kommentierte Jess.
"Das ist der Grund dafür, dass die Flagge von Papua Neu Guinea schwarz und rot mit einem gelben Paradiesvogel drauf ist!", stieß Mary aus. "Es ist kulturelle Magie!"
Jess nickte lächelnd und fuhr fort. "Die Mädchen müssen sehr vorsichtig sein ihre Gesichter nicht zu berühren. Wenn eine der beiden Seiten verschmiert, wird dieser Teil nicht wahr werden. Darum sitzen die Mädchen so still."
Mary sah zu den beiden Mädchen herüber. Sie saßen auf einer Bank vor dem Hauptpfosten der das Haus Tambaran stützte. Sie taten ihr Leid. Was für eine schreckliche Verantwortung für eine so junge Person das Wohlergehen des ganzen Stammes auf ihren Schultern zu tragen.
Als sie ein Geräusch hörte, drehte sich Mary herum. Am anderen Ende der Lichtung befand sich eine Plattform, auf welche zwei junge Krieger kletterten. Sie taten so, als würden sie mit Äxten kämpfen und die Menschenmenge rief ihnen zu aufzuhören. Jess erklärte flüsternd, dass dies die Suche des Stammes nach Frieden und Harmonie symbolisierte. Mary beobachtete, wie die zwei jungen Krieger ihre Steinäxte nieder legte und jeder eine Rassel aufhob. Sie waren aus gewebten Pitpitgras und mit Steinen gefüllt. Nun standen die beiden Krieger Schulter an Schulter und bewegten sich im Takt der Rasseln von ihren Zehenspitzen runter auf die Fersen. "Diese Bewegung symbolisiert die Einheit der Krieger gegen das Timp", erklärte Jess.
Während sie zuguckten, begannen die Männer des Clans Reihen zu bilden. Jede Reihe bestand aus sechs Kriegern. Mit Pfeil und Bogen, Steinäxten und Schilden bewaffnet marschierten sie still im Takt der zwei Rasseln um den Singsingplatz. Mary sah tief beeindruckt zu. Es war als würde man in eine andere Zeit zurückversetzt. Ein Schauer ran über ihren Rücken und sie fühlte, wie Jess näher kam und ihre großen, beruhigenden Hände auf Marys Schultern legte. Sie konnte fühlen, wie die Wärme der geliebten Kriegerin in ihren Rücken strömte. "Es ist Touy", flüsterte Jess in ihr Ohr. "Er ist auf dem Weg hier her."
Mary drehte sich herum und stellte sich instinktiv zwischen Touy und Jess. Sie wusste nicht warum, aber immer wenn Touy in der Nähe war, machte sie sich Sorgen um Jess. Sie wusste, dass es albern war. Touy war leprakrank, klein und von mittlerem Alter. Er war keine Gefahr für die über ihm aufragende Kriegerin. Und doch sah er die Ärztin mit so offensichtlichem Hass an, dass er Marys Beschützerinstinkt weckte.
Sie lauschte Touys schneller aggressiver Rede und dann Jess langsamer Antwort. Touy lächelte höhnisch und ging davon. "Was hat er gesagt?", fragte Mary.
Jess' blickte dem Schamanen hinterher. "Er hat gesagt, dass er in den Innereinen gelesen hat, dass die beiden Brüder bald vereint sein werden und dass die Hochlandmenschen sich dann nehmen könnten, was rechtmäßig ihrs wäre."
"Huh?"
"Es ist ein Mythos vom Anfang der Zeit. Es hat in den verschiedenen Stämmen verschiedene Formen, aber die Story ist doch immer die selbe. Zu Beginn der Zeit gab es zwei Brüder. Der ältere Bruder lernte, wie man die Geister zufrieden stellt, aber er ging seiner Pflicht nicht nach es dem jüngeren zu erzählen. Die Geister ärgerten sich über den jüngeren Bruder, der die Magie nicht so anwendete, wie er sollte und rissen die Insel in zwei Teile. Der ältere Bruder trieb auf dem größeren Teil der Insel mit der ganzen Fracht davon, die ihm die Geister gegeben haben. Der arme jüngere Bruder wurde auf der kleinen Insel mit nichts außer Krankheit und Krieg zurückgelassen.
All die Kulte die durch das Hochland wandern sind Methoden, um zu versuchen das Geheimnis zu finden, was der ältere Bruder nicht teilen wollte. Das ist der Grund für die Frachtkulte. Die Hochländer glauben, dass der ältere Bruder die Europäer gezeugt hat. Sie scheinen alles zu haben. Diese Kulte sind dazu da, um zu versuchen die Fracht von den Europäern wieder zu bekommen, welche die Hochländer rechtmäßig als ihre ansehen."
"Jess, das ist irgendwie Angst einflößend", warf Mary ein.
"Ja, das kann es sein. Aber normalerweise ist es recht harmlos. Dennoch sollte ich den Behörden in Mendi davon erzählen, sobald wir ein neues Funkgerät haben. Nur vorsichtshalber", versicherte ihr Jess und umarmte Marys Schulter, während sie die Geschehnisse von der Seitenlinie aus beobachteten.
Die Reihen aus Kriegern verschwanden im Haus Tambaran. Plötzlich wurde eine Warnung ausgerufen und die Krieger stürmten heraus, ihre Waffen hoch haltend und Kriegsschreie ausstoßend. Mary schob sich unbewusst hinter Jess, deren Haare sich vor Aufregung sträubten. "Was geht da vor sich?!"
Jess wandte ihren Blick nicht von den Kriegern ab, als sie wieder ins Haus Tambaran zurückkehrte, während sie Warnungen über ihre Schultern riefen und ihre Steinäxte Furcht einflößend umher schwangen. "Es wurde Alarm geschlagen, dass das Timp entkommen ist. Die Krieger sind hinaus gelaufen, um ihre Frauen zu beschützen. Die Männer und ihr Gehabe!"
Mary lachte und rempelte Jess an, gerade als eine weitere Warnung raus gegeben wurde und die Männer erneut gespielt wütend heraus gerannt kamen. Die beiden Frauen kicherten. "Ich wette sie wären nicht so mutig, wenn es wirklich einen Geist gäbe", lachte Mary.
"Da liegst du total richtig!", meinte Jess.
Die Männer verschwanden noch einmal im zeremoniellen Haus. Eine Minuten später wurde eine dritte Warnung ausgerufen. Die Männer strömten heraus, bereit zum Kampf. Dieses Mal stürzten zwei mit grauem Lehm bedeckte Jungen, die glockenartig geformte Weidengerüsten um ihre Oberkörper trugen, auf die Krieger zu. Sie stellte den letzten Kampf des Timps da, welches versuchte, die Magie der Dorfbewohner zu besiegen. Die Krieger behaupteten sich tapfer, indem sie ihre hölzernen Schilde vor sich hielten und die letzten Timpgeister ins Haus Tambaran jagten, wo der Schamane sie einfangen konnte.
Draußen warteten die Frauen still. Jess flüsterte Mary zu, dass Quen nun drinnen die Magie anwenden würde und nicht Touy. Quen war stark und konnte das Timp auf der spirituellen Ebene zurückschlagen. Touy, als Leprakranker, war zu schwach für einen so gefährlichen Job. Quen würde Palmenöl durch ein Teil der Eingeweide eines geopferten Schweins in das Loch gießen. Dann würde er die magischen Worte in die Eingeweide hauchen, um das Timp zu rufen. Vom Kampf mit den Kriegern geschwächt würde das Timp die Eingeweide hinunter wandern um an dem Öl in dem Loch zu speisen. Dann würde Quen das Loch schnell versiegeln und der Bezirk wäre alle schädlichen Geister los bis noch mehr Leute starben und ihre Timps frei ließen.
Mary sah in Jess' ernstes Gesicht hinauf. Sie erfreute sich an dem kulturellen Wissen und dem Respekt, welche ihre alte Freundin besaß. Jess blickte herunter und himmelblaue Augen trafen auf waldgrüne. Die Ärztin drehte sich herum und berührte Mary's Lippen sanft mit den ihren. "Du bist schon etwas Besonderes Jessica Vizirakis!", kommentierte Mary wieder einmal von den intensiv blauen Augen gefangen.
Ein aus dem Haus Tambaran kommender Schrei erschreckte sie beide. Aus seinen Tiefen kamen vier Krieger hervor gerannt. Jedes Paar trug einen Stab zwischen sich, von dem der rituelle Körper des toten Timps hing. Ein Mann, der als trauernde Frau gekleidet war, rannte zwischen den Körpern und betrauerte die Toten. Mary erkannte, dass es nicht von einer Frau getan werden konnte, da die Möglichkeit bestand, dass die Zeremonie verunreinigt wurde.
Die fünf Hochlandmenschen rannten mit den zwei Timpkörpern um den Singsingplatz, während die restlichen Krieger folgten und ihre Kriegsschreie ausstießen. Als sie wieder einmal am zeremonielle Haus vorbei kamen, benutzte einer der Krieger seine Axt um den Hauptfeiler des Haus Tambaran einzureißen und das Haus brach mit dem laut knackenden Geräusch brechender Äste und Rinde in sich zusammen. Der Wind veranlasste den Rauch des Feuers in wilden Wellen um die tanzenden Krieger zu wirbeln. Ihre Kriegsbemalung und die Federn waren die einzigen Farbtupfer in der monotonen Welt aus abendlichem Blau und Rauch.
Mary sah zu den zerbrochenen Überresten des Haus Tambaran herüber. Dort stand ein Mann, der das Armband eines Schamanen trug und blickte stolz umher, bevor er sich umdrehte und durch die Menge aus Männern und Frauen verschwand. 'Das muss Quen sein', erkannte Mary. Ihre Augen wanderten zu den Kriegern herüber, welche nun bei ihren Frauen standen und von ihren Heldentaten berichteten. Nach zwanzig Jahren war das Timp endlich tot.
"Komm, lass uns gucken, ob wir ein paar geröstete Süßkartoffeln erbetteln können, die wir auf dem Rückweg essen können", schlug Jess vor. Sie hatten bei Zeiten Mittag gegessen. Nun wo der Tag weit fortgeschritten war, war Jess sehr hungrig.
Mary lachte: "Wow! Auswärts Abendessen auch noch. Junge, du weißt wirklich, wie man ein Mädchen beim ersten Date verwöhnt, Kriegerin!", neckte sie.
Jess' Antwort ging in den plötzlichen Kriegsschreien unter, als sie von allen Seiten von Kriegern attackiert wurden. Mary wurde auf den Boden gedrückt, als sich drei Krieger auf Jess stürzten. Sie griff nach dem Speer, der auf ihren Darm zusauste und holte seinen Besitzer von seinen Füßen. Der zweite Krieger bekam den hölzernen Stiel in Form eines Baseballschlags gegens Kinn und ging KO. Der dritte Krieger hatte die zusätzliche Zeit genutzt, um sich auf die andere Seite zu bewegen und Jess' Seite mit seiner Steinaxt anzugreifen. Jess duckte sich und sprang. Der scharfe Stein verfehlte sie, aber ihre Schulter wurde vom Schlag des harten Holzgriffes getroffen.
Nun war sie sauer und sie sprang mit einer gewaltigen Stärke aus einer kauernden Position auf und schlug ihre rechte Hand ins Gesicht ihres Angreifers. Er sackte in sich zusammen. Als sie sich umdrehte, sah sie Mary am Fuß eines Baumes kauern und ihren Kopf bedecken, als die Pfeile mit Spitzen aus Menschenknochen in allen Richtungen durch die Luft sausten. Blut und Schlamm gemischt mit dunklen Körpern befanden sich auf dem Boden und Eravey und Mendi kämpften in einem teuflischen Nahkampf. Jess hob Mary hoch, warf sie über ihre Schulter und rannte los. Sie wich den Kämpfen auf dem Singsingplatz aus und rannte von der Anhöhe, bevor sie einem anmutigen Satz in den darunter liegenden Garten machte. Dort setzte sie die erschrockene Journalistin wieder ab.
Mary hielt sich zur Unterstützung an Jess fest bis die Welt aufhörte sich zu drehen. "Bild dir nicht zu viel ein auf die Unterhaltung zum Abendessen", kommentierte Mary schwankend.
"Wir müssen hier verschwinden", antworte Jess sich umblickend. "Komm." Jess ergriff Marys Arm und führte sie in dem schnellsten Tempo davon, welches sie Mary zutraute. Mary humpelte unbeholfen neben ihr her und gab ihr Bestes, um mit der Kriegerin mitzuhalten. Bald rang sie auf Grund der Strapazen und der dünnen Hochlandluft nach Atem. Jess hielt inne und Mary beugte sich keuchend nach vorn und hielt sich ihre stechenden Seiten.
"Können wir weiter?", fragte Jess besorgt. Mary richtete sich auf und nickte. Jess ging wieder voran, diesmal allerdings in einem schnellen Schritt. Sie bog nach rechts und folgte dem gut genutzten Pfad in die größer werdende Dunkelheit. Nach einigen Minuten kamen sie zu einer weiten, tiefen Schlucht über die eine Brücke aus Weinreben hing.
"Die Brücke ist ziemlich alt, aber ich glaube, dass sie uns halten wird", kommentierte Jess. "Ich werde zuerst gehen."
"Jess ich kann nicht wirklich gut mit Höhen umgehen", gestand Mary, während sie zu der schwingenden Brücke sah, welche von einigen alten, morsch aussehenden Weinreben gehalten wurde, welche um alte Bäume geschlungen waren.
"Es gibt keine andere Möglichkeit", sagte Jess. "Du solltest dann besser voran gehen. Ich werde dir folgen."
Mary erkannte an Jess Gesichtsausdruck, dass es keinen Sinn machte zu diskutieren. Sie straffte ihre Schultern, ging an Jess vorbei, bevor sie das Zeichen des Kreuzes machte, als Jess sie nicht sehen konnte und auf die Brücke trat. Sie hielt sich an den Reben fest, welche als Geländer dienten und ging den vereinzelten Stamm entlang, welcher von den Schlingen bildenden Weinreben gehalten wurde. Die Brücke schwang und wackelte und der Stamm rollte hin und her. Dort wo ein Stamm endete und ein weiterer begann, war es besonders schwierig nicht zu fallen. "Beeil dich!", befahl Jess mit besorgter Stimme.
Mary konnte hören, wie hinter ihr gekämpft wurde. 'Jess scheint die Krieger aufzuhalten', dachte sie. Sie bewegte sich so schnell, wie sie sich traute, auf die andere Seite und versuchte ihr Bestes, zu gucken, wo sie ihre Füße hinsetzte ohne hinunter ins Wasser zu sehen. Mit einem erleichterten Atemzug erreichte sie die andere Seite. "Jess ich bin drüben!", rief sie als sie sich umdrehte und sah, dass zwei Eravey auf dem Boden lagen und ein weiterer sich an Jess Rücken geklammert hatte, sein Arm um ihren Hals geschlungen. Jess stieß einen wütenden Schrei aus und ihre Stimme hallte wie der Schrei einer Todesfee hinunter ins Tal und vermischte sich mit dem Mitleid erregenden Schrei des letzten Kriegers, als er über Jess Kopf geworfen wurde und hart auf dem Boden aufschlug.
Jess rannte über die Brücke und zerschlitze die stützenden Reben mit ihrem Messer. Die Brücke fiel und krachte gegen die Felsen auf der anderen Seite. Verärgerte Krieger kamen am Abgrund zu stehen und bereiteten ihre Bogen vor, um brennende Pfeile herüber zu schießen. Jess ergriff Mary und sie rannten so schnell Mary konnte den steilen, matschigen Pfad hinauf. Jess zog Mary immer wieder hoch, wenn sie rutschte. Erst als sie auf der anderen Seite des Kammes waren hielt Jess inne. Marys Lippen waren von der Anstrengung blau angelaufen und ihr war schwindlig, als sie nach Luft schnappte. Jess atmete ebenfalls schwer.
Keine von beiden sprach, da sie den Sauerstoff für ihre brennenden Muskeln brauchten. Schließlich drehte sich Jess um und hockte sich hin, bevor Mary sich um den großen, starken Körper wickelte. Ihre langen Arme um Marys Beine legend, nahm Jess Mary huckepack und sie gingen durchs Mondlicht zurück zum Lager.
Der Vollmond stand hoch am Himmel, als sie das Lager betraten. Grillen sangen Lieder im Rhythmus des sanften Nachtwindes, der durch die Nadeln der Yarbäume wehte. Mone hatte eine frische Kanne Kaffee auf dem Ofen stehen lassen. Jess hob sie auf und klemmte die Dose mit den Bananenmuffins unter ihren Arm. "Du holst Tassen und Handtücher aus dem Waschhaus, Mary", wies Jess sie an.
Mary nickte benommen, sowohl körperlich als auch emotional zu schwach, um zu fragen warum. Folgsam sammelte sie die Dinge ein und folgte Jess, als sie das Lager nach Osten gehend verließen. Nach einigen Minuten kamen sie an einen atemberaubenden Ort. Ein kristallklarer Bach, fiel über kleine Wasserfälle hinab in einen steinigen Tümpel, welcher in weißen Nebel überging, der in das weiter unten liegende Lai Valley hinab sank. Die zwei Wasserfälle schimmerten im Mondlicht, welches vom Tümpel reflektiert wurde.
Mary legte die Sachen neben Jess' am Rand des Tümpels ab und stand auf, um die Schönheit um sich herum in sich aufzunehmen. "Oh Jess, das ist wunderschön hier!", stieß sie aus.
Jess lächelte und nahm Mary bei den Schultern, bevor sie ihr in die durch das Mondlicht funkelnden Augen sah. "Du bist wunderschön", flüsterte sie und bestätigte ihr Kompliment mit einem langen, hungrigen Kuss, als sie Mary in ihre Arme schloss. Ein warmer, erregender Schwall von Bedürfnis verscheuchte die Müdigkeit aus Marys Körper. Sie öffnete ihre Lippen und schmiegte sich noch mehr in Jess' Umarmung, während sie Jess' Verlangen mit ihrem eigenen begegnete. Sie ließ eine Hand unter Jess' T-Shirt gleiten und fühlte, wie sich die harten Bauchmuskeln bei ihrer Berührung zusammenzogen.
'Oh ja!', dachte sie. Dies sollte der letzte verständliche Gedanke gewesen sein, den sie für eine lange Zeit gehabt haben sollte.
Jess pellte Mary langsam aus ihrem Hemd, während sie aufmerksam beobachtete, wie der Körper der kleinen Frau noch einmal für sie enthüllt wurde. Sie senkte ihren Kopf und küsste Marys weißen Hals. Das Fleisch schmeckte süß und roch nach warmen Kräutern und Honig. Ein sanftes Knurren kündete von ihrem immer größer werdenden Verlangen. Ohne Marys BH auszuziehen wanderten ihre Hände über einen seidigweichen Rücken und über Marys Taille, bevor sie unter ihre Shorts glitten und ihren festen, runden Hintern bedeckten. Sie schnappte nach Luft, als Mary eine gewagte Hand unter ihren BH schob und über ihre Brust strich. Die Hosen verschwanden zusammen mit den Höschen. Dann kam der BH.
Jess trat zurück, bevor sie widerwillig den Kontakt mit der kleinen Frau unterbrach, um den Rest ihrer eigenen Kleidung auszuziehen. Dann trafen ihre Körper aufeinander und ihre Hände wanderte ungehindert über die Haut der anderen. Mary spürte, wie ihre Knie nachgaben. Pures Bedürfnis verdrängte alle Vernunft, als ein uralter Instinkt nach Befriedigung verlangte. Mary stöhnte und Jess hob sie in ihre Arme, bevor sie in den kleinen Tümpel trat, welcher zwischen den zwei Wasserfällen hing. Langsam ließ sie sich mit Mary ins Wasser gleiten und Mary schwamm nach vorn, bevor sie Jess sanft gegen das Ufer drückte, bis sie auf ihrer Geliebten lag. Ihr Körper kribbelte, während er in dem Gefühl schwelgte, welches der Unterschied zwischen dem kalten Wasser und dem heißen Körper brachte. Ihre Münder spielten mit einander, während sie sich leise Worte der Liebe und des Bedürfnisses zuflüsterten. Jess hob die kleine Frau an ihren Hüften an, so dass sie Marys warme, harte Brustwarzen mit ihren Lippen reizen und lieben konnte. Mary presste ihr Becken gegen Jess' Hüften, bevor Jess sie beide herum rollte, so dass Mary unter ihr lag. "Ich möchte dich lieben, Mary. Ich möchte mich mit dir unter den Sternen vereinen und dich dazu bringen hoch in den Himmel zu fliegen", murmelte Jess, während sie federleichte Küsse auf Marys geschwollenen Lippen platzierte.
"Hmmm", stöhnte Mary, "zeig mir wie hoch du uns fliegen lassen kannst, meine Kriegerin", forderte sie Jess sanft heraus und stöhnte auf, als deren Lippen ihren Körper herunter wanderten.
Später saß Mary in ein weiches Handtuch gewickelt in Jess' Armen. Sie teilten sich einen Muffin und eine Tasse Kaffe und lauschten den Geräuschen, welche die Nacht mit ihrer rhythmischen Musik versüßten. Der Mond stand nun nicht mehr so hoch und Mary war gesättigt, schläfrig und sehr sehr glücklich. Jess bewegte sich und half der kleineren Frau auf die Füße. "Komm meine Liebe, es ist Zeit fürs Bett." Sie sammelten ihre Kleidung und alles andere ein und machten sich auf den Weg zurück ins Lager. Dann gingen sie Hand in Hand zu ihrer Hütte und krochen zusammen ins Bett. Mary legte sich um ihre Geliebte und schlief in ihren starken, sanften Armen ein.
*********************
Augen öffneten sich in der Dunkelheit. Es war nicht wirklich wichtig etwas zu sehen. Jess' feines Gehör hatte bereits alle Geräusche identifiziert und registriert, dass draußen alles normal und sicher war. Es war noch etwas Zeit, bevor sie würde aufstehen müssen. Die Verwundeten des gestrigen Tumultes würden bei Zeiten in die Klinik strömen.
Das Problem war, wie sie damit umgehen sollte. Wenn sie aufstand und ging nachdem sie mit Mary geschlafen hatte, würde sie ihr die Nachricht hinterlassen, welche sie so angestrengt versuchte zu vernichten. Allerdings konnte sie auch nicht hier rum liegen und warten, bis die Schlafmütze aufwachte! Jess kaute auf ihrer Lippe herum. Da gab es nur eine Lösung.
Mary erwachte aufgrund eines warmen Knabberns an ihrem Hals und eines sanften Streichelns ihres Rückens. "Hmmm, das ist schön", murmelte sie. "Ich hatte letzte Nacht diesen Traum", bemerkte sie, während sie sich streckte und nach ihrer starken, stillen Geliebten griff, um sie zu küssen. "Ich habe geträumt dass die unglaublichste Frau Raketen in mir angezündet und mich zu den Sternen herauf geschossen hat."
"Das ist sehr schön, da dich zu fühlen und zu sehen mein Universum mit Liebe erfüllt", flüsterte Jess zwischen zwei Küssen.
Der Körper unter ihr hörte auf sich zu bewegen. Jess zog sich ein Stück zurück und blickte in ernste, intensiv grüne Augen. "Liebst du mich, Jess?", fragte Mary ernsthaft.
"Ich habe dich immer geliebt, Mary. Ich habe dich seit der Grundschule geliebt. Ich... Ich... nur....", stammelte die Kriegerin.
"Shh, wir reden später darüber. Lass mich mich einfach an dem Wissen erfreuen, dass ich das Herz der einzigen Person besitze, die ich jemals wollte", beruhigte sie Mary und sie liebten sich langsam, sich jeder Berührung, jedes Atemzugs und jedes Bedürfnisses des Anderen sehr bewusst.
******************
Der Tag schien kein Ende zu nehmen. Jess machte einen Buckel. Ihr Rücken tat fürchterlich weh. Mary hatte ihn massiert, bevor sie in die Klinik herüber gegangen waren. Nun Stunden später tat er erneut weh, nachdem sie sich den ganzen Tag über Patienten gebeugt hatte. Mit einem Seufzer unterstützte sie den neu angelegten Gips mit einer Schlinge und schickte ihren letzten Patienten nach Hause. Dann ging sie hinüber in ihr winziges Büro und ließ sich in ihren Stuhl plumpsen, bevor sie ihren Kopf auf den Tisch legte.
Sie brauchte ihre Augen nicht zu öffnen, als sie Schritte hörte, da sie Marys leisen Schritt kannte. Das Geräusch von Wasser und dann ein warmer, seifiger Waschlappen, der ihr über das Gesicht fuhr. Sie seufzte vor Freude und ließ ihre Augen geschlossen, während sie das Gefühl genoss, verhätschelt zu werden. Mary sagte nichts. Sie ließ ihre Kriegerin sich einfach auf ihre Bewegungen konzentrieren. Sie streichelte Jess' Nacken mit dem süß riechenden, warmen Lappen. Dann hob sie ihr Hemd an und ließ den Lappen über die müden, steifen Muskeln von Jess' Rücken gleiten.
Mary rieb sich Öl in die Hände, um es anzuwärmen. Dann fuhr sie mit ihrer Arbeit fort, die verknoteten Muskeln zu lösen, welche warm wurden unter ihrer Berührung. Sie konnte spüren, wie die Anspannung und Müdigkeit ihre Geliebte verließen und durch schläfriger Zufriedenheit ersetzt wurden. Sich nach vorn lehnend, platzierte sie einen Kuss auf die Wange ihrer Kriegerin. "Mone wärmt Eintopf auf. Wie wäre es, wenn wir hinüber gehen und uns ans Feuer setzen, um welchen zu essen? Du hast seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und es ist jetzt nach sieben. Komm meine Kriegerin", überredete sie Mary.
Jess seufzte und öffnete ihre Augen, als sie sich aufsetzte und Mary in ihren Schoß zog. "Ich habe keine Ahnung, wie ich ohne dich leben konnte", stöhnte sie und umarmte Mary fest. Dann stand sie, Mary immer noch im Arm haltend, auf.
"Hey!", protestierte diese und Jess hob eine Augenbraue, als sie Marys Mund noch einmal eroberte und Mary langsam auf ihre Füße stellte. Gemeinsam gingen sie durch das dunkle Lager hinüber zu Mone, der am Feuer des Ofens saß.
"Nicht guter Tag, Doktor Jess", sagte er, als Mary Jess einen Napf mit Eintopf füllte.
"Ja, ziemlich ansträngend", stimmte Jess zu. "Danke", lächelte sie, indem sie den Löffel und die Schüssel von Mary nahm. Einige Minuten lang saßen sie nur still da und sahen ins Feuer, während Jess ihre Batterien mit Hilfe des heißen Hühnereintopfs wieder auflud. 'Mary ist eine exzellente Köchin', dachte sie. "Das ist gut", sagte sie, darauf bedacht, ihre Tischmanieren nicht zu vergessen.
"Danke", Mary blickte lächelnd von dem umgedrehten Eimer, auf dem sie in der Nähe des Ofens saß, zu Jess herüber. "Du könntest mal wieder einen Haarschnitt vertragen, weißt du das?", stellte sie fest, während sie ihre Geliebte lächelnd anguckte.
"NEIN!", protestierte Mone ängstlich. "Doktor muss nicht schneiden Haare. Sehr gefährlich jetzt zu tun."
"Warum?", fragte Mary überrascht.
"Mone!", protestierte Jess mit einem Seufzer.
"Leute gestern versucht sie zu ermorden! Vielleicht sie versuchen jetzt, sie zu ermorden mit Hexerei."
"Mone!", blaffte Jess ihn an, aber ihr Freund und Kollege ließ sich nicht zum Schweigen bringen.
"Du musst deine Nägel und Haare nicht schneiden. Wenn sie einen Teil deines Körpers in die Finger bekommen, könnten sie sehr starke Magie machen", argumentierte er, seine Augen vor Angst geweitet.
Ein Schatten verdeckte das Licht des Feuers. Jess blickte auf und sah Mary vor sich stehen.
"Die Wahrheit. Sofort!", befahl die kleine Frau.
Jess seufzte. "Gestern gab es keinen Grund uns anzugreifen, Mary. Der Überfall hatte mit dem Streit um Land zu tun. Eravey gegen Mendari. Wir hatten damit nichts zu tun. Die drei, die uns angegriffen haben, hatten einen vollkommen anderen Auftrag. Sie haben den Kampf zwischen den Stämmen als Deckung genutzt. In der Tat haben sie dich nur bei Seite geschubst, um an mich heran zu kommen. Jemand will mich töten", erklärte Jess.
Mary sank auf die Knie und legte ihren Kopf in Jess' Schoß. "Oh Scheiße!", flüsterte sie schockiert. Jess strich ihr tröstend übers Haar, während sie zu dritt saßen und zusahen wie das Feuer ausging.


 Teil 4

 

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